ID Neuwerk

Design Education Research

Lectures 1–5


Lecture 1: Tücke des Objekts
Die Filme von Jacques Tati

 

Zwischen Euphorie und Skepsis
Design-Kritik in der Nachkriegsmoderne 1950er und 60er Jahr
e

Kommentiertes Screening und Diskurs am 18.4.2012, 8.30 Uhr, Hörsaal

 

American Look (1958) W.F. Banes, John Thiele

Der von Chevrolet produzierte Film als „Tribute to the man and woman who design” ist neben seiner verdeckten Werbung für das seinerzeit aktuelle Automodell von Chevrolet auch eine stramme Propaganda für den amercian way of life zur Zeit des Kalten Krieges zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion und ihren jeweiligen Verbündeten. Zum Zeitpunkt seiner Entstehung absolut ernst gemeint, wirkt der Film heute in seinem bedingungslosen Fortschrittsglauben und seines auf ein reines „Styling” verengten Blick auf die Aufgabenfelder des Design unfreiwillig komisch.

 

Im selben Jahr 1958 realisiert Jacques Tati seinen erfolgreichsten Film:
Mon Oncle.

 

 

Jacques Tati: Mon Oncle (1958)

Mein Onkel (Originaltitel: Mon oncle) ist eine französische Filmkomödie von Jacques Tati aus dem Jahr 1958. Tati verkörpert in dieser Satire, die die sterile und automatisierte moderne Welt karikiert, nach Die Ferien des Monsieur Hulot zum zweiten Mal den tollpatschigen Außenseiter Monsieur Hulot. Mein Onkel wurde zu Tatis größtem Erfolg; der Film gewann 1958 den Sonderpreis der Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und ein Jahr später den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.

aus
wikipedia.org/wiki/Mein_Onkel

 

In Jacques Tatis Film hat ein Haus die Hauptrolle. Es ist, obwohl von Menschenhand entworfen, ein Gegenspieler der Menschen. Sie haben mit seiner futuristischen Ausstattung zu kämpfen, mit den technischen Erleichterungen, die das Leben schwer machen, vor allem aber müssen sie sich einem autoritären Design unterwerfen, das keine Unordnung duldet. Um in diesem Haus nicht zu stören, müsste der Mensch zum Sofa oder zum Cocktailsessel werden. Selten hat Filmarchitektur eine so entscheidende Rolle eingenommen wie in den Filmen Jacqes Tatis. Das wie der angelsächsische Ausdruck dafür lautet, hat hier seine eigene Herrschsucht, die Herrschsucht des Designs in der modernen Welt inszeniert.

aus
zeit.de/2005/07/K-Retro/seite-1

 

 

Excerpt from the documentary
Once Upon A Time … Mon Oncle (ina.fr)

Jacques Tati explains his methods of film making, with reference here to his parody of modernism in the 1958 film „Mon Oncle“. American film maker David Lynch remarks on the significance of sound effects in Tati’s films.

 

Jacques Tati

(bürgerlich Jacques Tatischeff; * 9. Oktober 1907 in Le Pecq im Département Seine-et-Oise, heute Yvelines; † 4. November 1982 in Paris) war ein französischer Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur.

Mit der von ihm entwickelten und dargestellten Figur des Monsieur Hulot eroberte er sich einen Platz in der Filmgeschichte – und das mit insgesamt nur fünf langen Spielfilmen. Als Schauspieler bediente er sich der Mittel von Pantomime und Slapstick und agierte in der Gestalt des Monsieur Hulot als unermüdlicher Zivilisationskritiker.

Als Regisseur war Tati – auch wenn er inhaltlich oft die gute alte Zeit beschwor – seiner Zeit in manchem weit voraus. So beeindruckte er z. B. durch den einfallsreichen Einsatz moderner filmtechnischer Mittel. Zudem war er ein Einzelgänger, der die völlige künstlerische Kontrolle über seine Filme anstrebte. Darin und in seinem Hang zum Perfektionismus ist er auf dem Gebiet der Filmkomik am ehesten mit Charles Chaplin und Buster Keaton vergleichbar.

aus
wikipedia.org/wiki/Jacques_Tati

 

 

Interview mit Jacques Tati (1977)
in englischer Sprache

 

 

Interview mit Jacques Tati (1977)
in deutsch

Jacques Tati zählt zu Frankreichs größten Kinolegenden, sein Genie für die Filmkomödie und die Begabung als Pantomime standen seinen Vorläufern Charlie Chaplin oder Buster Keaton in nichts nach. Der von ihm kreierte, durchs Leben stolpernde Monsieur Hulot ist ein Clown, der immer seine Fans haben wird. Wenn er versucht, sich mit der modernen Technik und ihren raffinierten und nicht weniger tückischen Erfindungen anzufreunden, hat man das Gefühl, dass in allen von uns ein bisschen Hulot steckt, obwohl wir uns damals noch nicht mit seltsamen Übersetzungen in der Bedienungsanleitung unserer elektronischen Geräte herumschlagen mussten. Tati drehte insgesamt nur fünf Filme, die jedoch sorgten für Furore: „Die Ferien des M. Hulot“ (1953), „Playtime“ (1967) oder „Traffic“ (1971) gehören zu den unterhaltsamsten und ebenso seltsamsten Werken der Filmgeschichte, weshalb François Truffaut „Playtime“ als einen Film wie von einem anderen Stern bezeichnete.

fluter.de/de/367/heimkino/8525/

 

 

 

Jacques Tati: Playtime (1967)

Für den Regisseur war der Konflikt des Menschen mit der zunehmenden Technisierung eine thematische Obsession. In „Playtime“, einer Satire auf die moderne Großstadt, malte er eine futuristische Vision aus, die ähnlich großartig und zeitlos geriet wie Fritz Langs „Metropolis“ oder Ridley Scotts „Blade Runner“. Er war ein Megalomane und Perfektionist, der vor nichts zurückschreckte, und durch die Kostspieligkeit seiner Forderungen alles davor in den Schatten stellte.

fluter.de/de/367/heimkino/8525/

 

1 Ankunft in Tativille

 

Für „Playtime“ schuf Tati am südöstlichen Rand von Paris eine gigantische Filmstadt. Eine surreale Utopie der französischen Hauptstadt, mit einem Aufwand der ebenfalls surreal wirkt. Tativille wurde aus 50.000 Kubikmetern Beton, 4 Quadratkilometern Kunststoff und 1200 Quadratmetern Glas, auf einer Fläche von 15.000 Quadratmetern erschaffen und war eine kleine Stadt für sich. Es gab gepflasterte Straßen, funktionierende Ampelanlagen und unzählige Neonreklamen. Den Strom dafür produzierten zwei Elektrizitätswerke, die eine 15.000-Einwohner-Stadt hätten versorgen können… Durch Tativille wurde Filmarchitektur ans Limit geführt.

unoculus.wordpress.com/tatis-playtime

 

Jacques Tati – Making Of Playtime

 

1.200 Quadratmeter Plexiglas für Hochhausattrappen, dreimal so viel Kunststoff und fünfzigtausend Kubikmeter Zement wurden herangeschafft, um Tativille zu bauen. Auf einem Areal von fünfzehntausend Quadratmetern entstand die durchdesignte Stadt der Zukunft. Ausgestattet mit voll funktionstüchtigen Fahrstühlen und Rolltreppen, Leuchtschildern und einem Drugstore, war die Kopfgeburt einer amerikanisierten Metropole komplett. Eine kritische Anspielung auch auf den damals entstehenden Gare Montparnasse und die Trabantenstadt Sarcelles mit ihren kalten, blockigen Wohnbauten. Tatsächlich erinnern die Gebäude von Tativille an „La Défense“, das neue Geschäftsviertel von Paris. Jacques Tati selbst meinte, er habe das Viertel schon vor seinem Bau filmisch karikiert. Ironie der Geschichte: Das Filmset zu „Playtime“ entwarf Jacques Lagrange, der später die ersten Entwürfe zu „La Défense“ erstellte.

aus
taz.de/1/archiv

 

Die „Handlung“ des Films scheint nie auf ein Ziel hinauszulaufen, sondern wirkt eher wie die Aneinanderreihung verschiedener Episoden (Flughafen, Bürohaus, Industrieausstellung, Privatwohnung, ‚Drugstore’, Nachtclub, Kaufhaus und Rückreise zum Flughafen). Das ruhige Montagetempo des Films verstärkt diesen Eindruck noch. Tati nimmt sich Zeit und breitet die einzelnen Szenarien, ohne Rücksicht auf dramaturgische Gepflogenheiten, ganz behutsam aus.

 

2 Verloren

 

Zudem sind die einzelnen Einstellungen in „Playtime“, wie in allen Filmen Tatis, relativ lang und meist aus weiter Entfernung aufgenommen (meist benutzt Tati die Totale), so dass der Zuschauer die Möglichkeit bekommt, seinen Blick schweifen zu lassen. Diese Methode wird noch durch das 70-mm–Format des Films unterstützt, wodurch eine enorme Raumtiefe entsteht.

Auf diese Weise laufen in vielen Einstellungen des Films Unmengen von kleinen Handlungen gleichzeitig ab. Dabei ist das Bild meist in Vorder-, Mittel-, und Hintergrund gestaffelt. Auf jeder Ebene geschehen unterschiedliche Dinge, so dass sich der Zuschauer stets aussuchen kann (und muss), welchem Teil des Bildes er seine Aufmerksamkeit schenkt. Der Betrachter hat somit die Möglichkeit, seinen ganz eigenen Film zu schauen. „Normalerweise lachen die Leute in einer Komödie zur gleichen Zeit über die gleichen Dinge. In ‘Playtime‘ dagegen lacht man zu verschiedenen Zeiten über die unterschiedlichsten Dinge“ (Maddock).

 

3 Appartement

 

Tati untergräbt gängige Kinokonventionen, indem er den Blick des Zuschauers nicht durch Kameraeinstellungen, Schnitt und/oder Großaufnahmen „lenkt“. Er verwendet ein „demokratisches“ Prinzip, das jedem Zuschauer die Möglichkeit bietet, selbst zu entscheiden, welchen Handlungen im Bild er folgen möchte.

aus
unoculus.wordpress.com/tatis-playtime

 

Die Wände in Tatis City sind transparent, aber Innen- und Außenräume bleiben tonal getrennt. Schaukastenartige Wohnboxen mit freizügigen Fensterfronten gewähren tiefe Einblicke in private Familienszenen – wie in Hitchcocks „Fenster zum Hof“ dem Voyeur ausgestellt. Der Familienvater nippt heimlich an der Brandyflasche. Wrumm, der Bus fährt vorbei. Die Geräusche der inneren Szenerie bleiben verborgen. Architektur wird in „Playtime“ zur unsichtbaren Barriere. So manche Nase stößt auf Glastüren, Spiegelbilder lösen Verwirrung aus. Die Touristen bekommen das historisch gewachsene Paris nur vermittelt zu sehen: eine Reflexion des Eiffelturms in der Glastür, eine Abbildung von Sacre-Coeur auf einem Kopftuch.

aus
taz.de/1/archiv

 

4 Drugstore

 

Günther Anders’ These von der Antiquiertheit des Menschen in der technischen Zivilisation hat bei Tati seine satirische Veranschaulichung gefunden; wir sind nur noch Diener der gebauten Zukunftsvisionen, und nirgends wird das so deutlich wie in Tatis Playtime, wo die Glastüren eines Restaurants zu Bruch gehen und die solchermaßen herrenlos gewordenen Türgriffe nunmehr von einem Kellner in der Luft bewegt werden müssen, nach außen, wenn ein Gast kommt, und nach innen, wenn einer geht – mit anderen Worten: Der Kellner hat die Funktion der Tür übernommen, und damit kehrt sich alles um, was einst der Werkzeuggebrauch des Homo Faber versprach: Der Mensch der Moderne ist zum Werkzeug seines Werkzeugs geworden.

aus
zeit.de/2005/07/K-Retro/seite-1

 

5 Restaurant

 

Im Frankreich des wirtschaftlichen Aufschwungs und Futuroptimismus fand dessen Kritik am modernen Städtebau wenig Resonanz. An den französischen Kinokassen der späten Sechzigerjahre war „Playtime“ ein Flop, durch den Tati an den Rand des Ruins geriet. Der kommerzielle Fehlschlag hatte aber auch technische Gründe. Fraß das gigantische Projekt schon während des Drehs und der Entstehung Unsummen, war auch das Endprodukt nicht leicht auf den Markt zu lancieren. Es existierten kaum Kinos, die das 70-Millimeter-Format abspielen konnten. Kopien im gängigen 35-Millimeter-Format zu ziehen, das wiederum widersprach der kinematografischen Vision des Regisseurs. „Ich frage einen Künstler ja auch nicht, warum er denn ein ganzes Blatt Papier zum Zeichnen verwendet“, empörte sich Tati.

aus
taz.de/1/archiv

 

Hier setzt sich die Kompromisslosigkeit dieses Werks fort. Tati musste einfach wissen, dass der enorme finanzielle und technische Aufwand, verbunden mit der gängigen Vorführpraxis und dem vorherrschenden Publikumsgeschmack, einen Fehlschlag nach sich ziehen würde. Trotzdem lenkte er in keiner Weise ein und macht „Playtime“ dadurch zu einem künstlerischen Manifest, das in seiner radikalen Ausführung einmalig in der Geschichte des Films ist.

 

6 Autokorso

 

Tati verlor durch „Playtime“ sein Vermögen, seine Produktionsfirma, die Rechte an seinen Filmen und seine künstlerische Freiheit.

Aufgrund der Schulden, die Playtime hinterlassen hatte, sah sich Tati in seinem voletzten Film „Trafic“ (1971) gezwungen, Hulot wieder in den Mittelpunkt des Films stellen, was er eigentlich hatte vermeiden wollen. In dem Film versucht er, einen Auto-Prototypen rechtzeitig zu einer Automobilmesse zu bringen. 

Doch Tati konnte seinen Bankrott nicht mehr abwenden und zog sich enttäuscht aus dem Filmgeschäft zurück. 1974 folgte lediglich noch ein für das schwedische Fernsehen produzierter Zirkusfilm für Kinder mit dem Titel „Parade“.

1977 wurde Tati mit dem Ehren-César der Académie des Arts et Techniques du Cinema ausgezeichnet.

Jacques Tati starb am 4. November 1982 an einer Lungenembolie und wurde auf dem Cimetière ancien in Saint-Germain-en-Laye beigesetzt.

 

Jacques Tati / Filmography

L’École des facteurs (1947) (short film)
Jour de fête (1949)
Les Vacances de Monsieur Hulot (1953)
Mon Oncle (1958)
Play Time (1967)
Trafic (1971)
Parade (1974)
Forza Bastia (1978) (short film)

 






Lecture 2: Film used as a tool
Die Filme von Charles and Ray Eames

Kommentiertes Screening und Diskurs am 2.5.2012, 8.30 Uhr, Hörsaal

 

Charles & Ray Eames used film as a “tool,” and asserted that their films were vessels for an idea. For them, the idea was more important than the medium. When one interviewer proposed that their films might be interpreted as experimental, Charles replied, “They’re not experimental films, they’re not really films. They’re just attempts to get across an idea.” Paul Schrader, in the lone academic article about their films, “Poetry of Ideas,” published in Film Quarterly in 1970, said, “The classic movie staple is the chase, and Eames’ films present a new kind of chase, a chase through a set of information in search of an Idea.”

Der vollständige Artikel unter:
snoreandguzzle.com/?p=149

 

Introduction Films of Charles and Ray Eames (7:11)

 

The Films of Charles & Ray Eames

Charles & Ray Eames were artists adept at an astonishing number of disciplines. They produced museum exhibitions, architecture, logotypes, toys, slide-shows, furniture, books, photography, paintings and over 100 films. However, their films are the least discussed of their output. One of the main reasons is the sheer difficulty in acquiring access to them. Only about a quarter of their films have been released on home video. They are one of the few American artists with an entire era named after them, but their films are rarely placed on a level with their furniture or architecture. And yet their films contain some of the most generous, sincere and original ideas of the century.

Der vollständige Artikel unter:
snoreandguzzle.com/?p=149

 

Design Questions+Answers (1972) 5:28

 

A communications primer (1953)

Anna Daly at Senses of Cinema describes it as follows: “Schematic diagrams and simple associations serve to highlight the message: clear communication betters humanity. The film is thus an accomplished work of design as well as being a beautifully composed documentary that brings an artist’s feel for colour and composition to the moving image, ensuring visual delight despite theoretical archaism.”

Rezension in sensesofcinema.com/charles and ray eames

A communications primer Transcript als pdf-Datei

 

 

Tops (1969) 7:37

Toys occupy several of the Eames films, including Tops (1969), a purely visual film that documents the short life span of a spinning top. It’s essentially a silent anthropological film and captures tops from different cultures and eras. The Eames Office contained a menagerie of toys, and it was Charles who once asked rhetorically, “Who would say that pleasure is not useful?” Both Toccata for Toy Trains and Tops are shot from the extreme perspectives of close-ups – an expressionistic technique that lets the audience experience toys as if from the eyes of a child.

 

 

Solar Do-Nothing Machine (1957) 2:16

 

 

Powers of Ten (1977) 9:02

Powers of Ten (1977) is the Eames’ best known work and a culmination of many ideas and themes. It is also something of a skeleton key for understanding the rest of their work. It presents the profound idea of orders of magnitude, with the subtitle of the film being: A Film Dealing With the Relative Size of Things in the Universe and the Effect of Adding Another Zero. The film was originally developed in 1968 and was entitled, A Rough Sketch for a Proposed Film Dealing with the Powers of Ten and the Relative Size of Things in the Universe. The “rough sketch” in the title is testament to the Eames’ penchant for perpetually iterative design. This is the case for many of their projects — Tops was initially made in black and white in 1957, and perfected 12 years later in color; the Eames Lounger was an idea 30 years in the making; Powers of Ten took so long to evolve that in the time it took to produce, science had broken through yet another power in the understanding of quantum physics.

Der vollständige Artikel unter:
snoreandguzzle.com/?p=149

 

 

Kepplers Law (1974) 2:53

 

 

The Expanding Airport (1958) 9:26

 

 

Fiberglass Chairs (1970) 8:45

 

 

Eames Lounge Chair (1956) 2:08

 

 

SX 70 Polaroid (1972) 10:51

 

 

IBM Fair (1964) 7:33

 

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Eames: The Architect & The Painter (2011)

von Jason Cohn, Bill Jersey

ist der erste Film über Charles & Ray Eames seit ihrem Tod im Jahr 1978 bzw. 1988. Er beschäftigt sich sowohl mit der privaten als auch mit der beruflichen Beziehung der beiden Designer, die gemeinsam zahllose Design-Klassiker entworfen haben.

Selbst diejenigen, die in den letzten Jahren keine der so zahlreich zu den Eames erschienenen Neuerscheinungen verpasst haben, erfahren bei Cohn und Jersey noch Neues, vor allem aus den Interviews mit Lucia Eames, Charles Tochter aus erster Ehe, dem Enkel Eames Demetrios, dem Filmemacher Paul Schrader, dem Ted-Mitbegründer Richard Saul Wurman und ehemaligen Mitarbeitern des legendären Eames Studios am 901 Washington Boulevard in Venice, Kalifornien. Mit fabelhaften Aufnahmen wird hinter die Kulissen der wie eine Wunderkammer bis zur letzten Ecke gefüllten Werkstatt geschaut, in der Charles und Ray insgesamt 45 Jahre ihren erfrischend heiteren Zirkus des Alltäglichen betrieben. Hier entstnad ganze Bogen: von den ersten Billigmöbeln im Ikea-Stil für Herman Miller bis hin zum Designer als visuellen Kommunikator des Informationszeitalters.

weiterlesen:
artnet.de/dokumentarfilm-eames-the-architect-and-the-painter

 

Filmografie Charles and Ray Eames

1978 Cézanne (Documentary short)
1978 Degas in the Metropolitan (Short)
1978 Kites (Polavision Vignette) (Short)
1978 Llisa Draws a Letter (Polavision Vignette) (Short)
1978 Macbeth (Polavision Vignette) (Short)
1978 Masks (Polavision Vignette) (Short)
1978 Polavision Vignettes
1978 Sonar One-Step (Short)
1978 Vignettes for Polavision: The Chase (Short)
1977 Daumier: Paris and the Spectator
1977 Polavision (Short)
1977 Powers of Ten (Documentary short)
1977 The Look of America
1976 Atlas (Short)
1976 Paris: The Opening of an Exhibition (Documentary short)
1976 Something About Photography (Short)
1975 Metropolitan Overview (Short)
1974 Callot (Short)
1974 Kepler’s Laws (Documentary short)
1973 Copernicus (Documentary short)
1973 Exponents: A Study in Generalization (Short)
1973 Franklin & Jefferson Proposal Film (Documentary short)
1973 Two Laws of Algebra
1972 Alpha (Short)
1972 Banana Leaf (Short)
1972 Cable: The Immediate Future (Short)
1972 Computer Perspective (Documentary short)
1972 Design Q & A (Documentary short)
1972 SX-70 (Documentary)
1971 Clown Face (Short)
1971 Computer Landscape (Documentary short)
1971 Johnny Peer’s Clown Face (Short)
1971 Movie Sets (Documentary)
1970 Cemeteries
1970 Circus
1970 India
1970 Polyorchis Haplus (Documentary short)
1970 Soft Pad (Short)
1970 Tanks
1970 The Black Ships (Short)
1970 The Fiberglass Chairs: Something of How They Get the Way They Are (Documentary short)
1969 Decorator Crab
1969 Diatoms
1969 Image of the City (Short)
1969 Tops (Documentary short)
1968 A Rough Sketch for a Proposed Film Dealing with the Powers of Ten and the Relative Size of Things in the Universe (Documentary short)
1968 Babbage
1968 IBM Museum (Short)
1968 The Lick Observatory
1968 A Computer Glossary (Documentary short)
1967 G.E.M.
1967 National Fisheries Center and Aquarium (Short)
1967 Picasso
1967 Scheutz
1966 Horizontes (Short)
1965 Computer Day at Midvale (Short)
1965 IBM at the Fair (Documentary short)
1965 IBM Puppet Shows (Short)
1965 Sherlock Holmes in the Singular Case of the Plural Green Mustache (Short)
1965 The Smithsonian Institute (Documentary short)
1965 View from the People Wall (Short)
1965 Westinghouse in Alphabetical Order (Documentary short)
1964 House of Science (Short)
1964 Think (Short)
1963 IBM Fair Presentation #2 (Short)
1962 Before the Fair (Short)
1962 IBM Fair Presentation #1 (Short)
1962 The House of Science (Short)
1962 Meet Me in St. Louis (Short)
1962 Panic on Wall Street (Short)
1962 San Francisco Fire (Short)
1961 ECS (Short)
1961 Eratosthenes (Documentary short)
1961 IBM Mathematics Peep Show (Documentary short)
1961 Something About Functions (Documentary short)
1961 Symmetry (Documentary short)
1961 Topology (Documentary short)
1961 2n: A Story of the Power of Numbers (Short)
1960 ‚Where Did You Go?‘ ‚Out.‘ ‚What Did You Do?‘ ‚Nothing.‘
1960 Comics of the Fifties (Short)
1960 Fifties Dead Sequence (Short)
1960 Fifties Music Sequence (Short)
1960 Gift from the Sea (Short)
1960 Introduction to Feedback (Documentary short)
1960 Kaleidoscope Jazz Chair (Short)
1960 The Fabulous Fifties (Documentary)
1959 Glimpses of the USA (Short)
1959 Kaleidoscope Shop (Short)
1958 De Gaulle Sketch (Short)
1958 Herman Miller at the Brussels Worlds Fair (Short)
1958 The Expanding Airport (Documentary short)
1957 Day of the Dead (Documentary short)
1957 Do-nothing Machine (Short)
1957 The Information Machine (Documentary short)
1957 Tops (Short)
1957 Toccata for Toy Trains (Short)
1956 Eames Lounge Chair (Documentary short)
1955 House: After Five Years of Living (Documentary short)
1955 Textiles and Ornamental Arts of India (Short)
1955 Two Baroque Churches (Short)
1954 S-73 (Short)
1953 A Communications Primer (Documentary short)
1953 Bread (Short)
1953 Calligraphy (Short)
1952 Blacktop: A Story of the Washing of a School Play Yard (Short)
1952 Parade, or Here They Come Down Our Street (Short)
1950 Traveling Boy (Short)






Lecture 3: Design aktuell
Gegenwärtige Filme zu Designthemen

 

Themen und Haltungen – Teil 1

Kommentiertes Screening und Diskurs am 9.5.2012, 8.30 Uhr, Hörsaal

 

 

Making of Setu
Produktentwicklung eines Drehstuhls für Herman Miller
Studio 7.5 Berlin

 

 

Design by its nature is collaborative
Studio 7.5 Berlin

 

 

Design Thinking
Tim Brown urges designers to think big

 

 

Cooperative design process
Protei.org

opensailing.net/protei/home

 

 

Protei, a community-generated technology

 

 

„social design”
WE CANNOT NOT CHANGE THE WORLD!

 

 

Sustainability / cradle-to-cradle
Nie mehr Müll – Leben ohne Abfall

 

 

0bjectified (2009) Gary Hustwit

 

 

Helcetica (2007) Gary Hustwit

 






Lecture 4: The Triple „I”
Information, Interpretation, Intervention

 

Themen und Haltungen – Teil 2

Kommentiertes Screening und Diskurs am 23.5.2012, 8.30 Uhr, Hörsaal

 

1st i = Information

Richard Saul Wurman:
Information anxiety is the black hole between data and knowledge, and it happens when information doesn’t tell us what we want or need to know.

Exactly what is an information architect?
„Someone who enables data to be transformed into understandable information.”

 

1.1
Richard Saul Wurman: On Cities

 

1.2
Richard Saul Wurman: The journey begins here

The singular passion in Richard Saul Wurman’s life is making information understandable. Each of his 80 books focuses on some subject or idea that he personally had difficulty understanding. They all stem from his desire to know rather than already knowing, from his ignorance rather than his intelligence, from his inability rather than his ability. His best-selling book Information Anxiety (and a later edition: Information Anxiety 2), serves as an overview of the motivating principles found in his previous works. 

 

inf_anxiety       understanding_usa

 

download here:
UnderstandingUSA.pdf

 

Part 1

 

1.3
TEDxBrooklyn 2010 – Richard Saul Wurman and Kurt Andersen
by TEDx Brooklyn

Spurred by the dance between his curiosity and ignorance, Richard Saul Wurman has sought ways to make the complex clear. He has now written, designed and published 82 books on topics ranging from football to health care to city guides, but he likes to say that they all spring from the same place – his ignorance.

Described by Fortune magazine as an „intellectual hedonist with a hummingbird mind,“ Wurman has been shaped by an epiphany he had as a young man: ignorance and embracing the understanding of what it is like to not understand.

Wurman created the TED conference in 1984, bringing together many of America’s clearest thinkers in the fields of technology, entertainment and design. He continues to co-chair the annual TEDMED meetings.

 

Part 2

 

 

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2nd i = Interpretation

Hans Rosling:
Don’t just show the notes, play the music!

Data and information are not boring. The key is to select the appropriate (and accurate) data to support your message. But it also matters how you bring the data alive, giving it context and meaning. One of the masters of displaying data in live talks is Swedish doctor and researcher, Hans Rosling.

 

2.1
Hans Rosling and the magic washing machine (2011)

 

2.2
Hans Rosling on global population growth (2010)

 

2.3
Hans Rosling’s 200 Countries, 200 Years, 4 Minutes (2010)

 

2.4
Hans Rosling – Der Regisseur der Zahlen
Spiegel Online 28.2.2010

Hans Rosling hat eine Mission. Der Professor für Internationale Gesundheit vom Karolinska-Institut in Stockholm will nicht die Welt verändern, aber den Blick, den die Menschen auf sie haben. Er will, dass sie ihre Vorurteile ablegen. Etwa jenes, dass die Welt sich simpel in arme Entwicklungsländer und reiche Industriestaaten unterteilen ließe. Viele Entwicklungsländer hätten längst große Fortschritte gemacht, sagt der Mediziner. Und er inszeniert seine Botschaft – „Das scheinbar Unmögliche ist möglich” – gern so dramatisch, dass die Zuschauer sie nicht so schnell vergessen.

weiterlesen unter …
spiegel.de/wissenschaft/technik

 

2.5
Hans Rosling
One of „The 100 Most Influential People in the World”
Time Magazine Apr. 18, 2012

Hans Rosling trained in statistics and medicine and spent years on the front lines of public health in Africa. Yet his greatest impact has come from his stunning renderings of the numbers that characterize the human condition.

Read more:
time.com/time/specials/packages/article

 

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3rd i = Intervention

 

 

Die Yes Men regeln die Welt (2009)

Sometimes it takes a lie to expose the truth.

„At an international conference in Austria, about the importance of free markets, we [posing as representatives of The World Trade Organization] said we have a giant free market, it’s called democracy, and the only problem is that corporations can’t buy and sell votes, we want to open a free market and democracy by allowing people to sell their votes to the highest bidder. The audience of highly educated lawyers and government officials said, „You’re right. Great idea. Let’s implement it. Let’s figure out how to do it.“ And they just accepted it because it stayed within their logic of the free market.”

The Yes Men

 

 

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Appendix

Journalism in the Age of Data
by Geoff McGhee

Journalists are coping with the rising information flood by borrowing data visualization techniques from computer scientists, researchers and artists. Some newsrooms are already beginning to retool their staffs and systems to prepare for a future in which data becomes a medium. But how do we communicate with data, how can traditional narratives be fused with sophisticated, interactive information displays? Watch the full version with annotations and links at datajournalism.stanford.edu. Produced during a 2009-2010 John S. Knight Journalism Fellowship at Stanford University.

 

 

Information aesthetics. Where form follows data.

Inspired by Lev Manovich’s definition of „information aesthetics“, this weblog explores the symbiotic relationship between creative design and the field of information visualization. More specifically, it collects projects that represent data or information in original or intriguing ways.

Siehe auch …
infosthetics.com/archives/movie

 

Beispiele aus infosthetics.com 

 

1
Titanic – for BBC History
by After the Flood

We worked with the BBC to make this video about the Titanic. It is for BBC History and serves to introduce people to the basics of the story. We think it is important to compliment the material for enthusiasts with something for those new to the subject.

 

2
The Stars – for BBC Science and Nature
by After the Flood

This is a format development project for BBC Knowledge and Learning. After the Flood were asked to look at how complex, information rich subjects can be told well in short videos.

 

3
Twitter Dots: Mapping all Tweets for a specific Keyword

Twitter Dots [twitterdots.com] translates individual tweets as simple dots on a geographical world map. It is as simple as that. The actual keyword changes each day. Still interesting to observe how a timeline animation shows some people still tweet „Good Morning“ in the late evening… That or the geographical location might be off for a lot of people (e.g. overseas holidays?).

 

4
A Year in Snapshots: Revealing where Photos are Taken in the World

Mobile travel guide provider Triposo has a natural interest in location-based data, as its free travel guides are automatically generated from a large collection of open datasets. To show off their expertise, they have recently created „A Year Long Snapshots around the World“ [triposo.com], a short movie that reveals the exact locations in the world where pictures were taken, and that for each day of the year. In short, the movie shows a world map in which pixels light up according to the relative amount of pictures taken. As the resulting animation is too dense and fast to make sense of, they have provided a series of snapshots to highlight some remarkable trends and outliers. In particular, they are requesting advice for some hugely popular event on 30 November that is reflected by an immense amount of photos taken everywhere in the world (although they suspect a default camera setting to be the real reason).

 

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Wireless in the world 2

This new urban landscape is no longer predicated solely on architecture and urbanism. These disciplines now embrace emerging methodologies that bend the physical with new measures, representations and maps of urban dynamics such as traffic or mobile phone flows. Representations of usage patterns and mapping the life of the city amplify our collective awareness of the urban environment as a living organism. These soft and invisible architectures fashion sentient and reactive environments.

 

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Touch: Design practice & experiments in film

 

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Immaterials: Light painting WiFi

This project explores the invisible terrain of WiFi networks in urban spaces by light painting signal strength in long-exposure photographs. A four-metre long measuring rod with 80 points of light reveals cross-sections through WiFi networks using a photographic technique called light-painting.

 






Lecture 5: Essayfilm
am Beispiel Agnès Varda und Chris Marker

Kommentiertes Screening und Diskurs am 30.5.2012, 8.30 Uhr, Hörsaal

 

Der Essayfilm (von frz.: essai = Versuch) ist eine experimentelle Filmform zwischen den Filmgattungen Spielfilm und Dokumentarfilm, in welcher der Regisseur mit betont subjektiver Betrachtungsweise aus den Zwängen der Erzählmuster ausbricht. Der Essayfilm gilt daher als offenes Werk, das mit verteilter Aufmerksamkeit und Multiperspektivität auf der Suche nach Zusammenhängen eine künstlerische Freiheit beansprucht, die sich den Konventionen des Filmemachens entzieht. Dabei kommt dem Ton eine übergeordnete Bedeutung zu; häufig werden die freischweifenden Reflexionen durch einen Erzähler zusammengehalten. Charakteristisch für den Essayfilm ist weiterhin der Bruch mit den Prinzipien der Kohärenz, Kausalität und Kontinuität von Raum und Zeit und die Bildung von Bildmetaphern.

aus
wikipedia.org/wiki/Essayfilm

siehe auch:

Hanno Möbius: Das Abenteuer Essayfilm,
in: Versuche über den Essayfilm (Augenblick 10), Marburg 1991, S. 10-24

moebius-1991.pdf

 

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Masterclass mit Agnès Varda (03.2019)

 

The Beaches Of Agnès (2008) Agnès Varda

 

Agnès Varda wurde 1928 in Bruxelles, Belgien, geboren. Nach ihrem Studium in Paris (Sorbonne, École du Louvre und Ausbildung zur Fotografin) arbeitet sie als Fotografin am Théâtre National Populaire von Jean Vilar.

Aufgrund des Bekanntheitsgrades des T.N.P. und der Popularität Gérard Philipes, werden ihre Bilder schnell bekannt. Sie macht auch große Fotoreportagen unter anderem in Spanien, China und Kuba. Im Jahr 1954 macht sie sich selbstständig und steigt in die Filmbranche ein: Sie gründet die Firma Tamaris Films (später Ciné Tamaris) und dreht ihren ersten Film La Pointe Courte, mit dem sie sich als Vorläuferin der „Nouvelle Vague“ erweist.

 

Varda par Agnès – Publikumsgespräche 1 (2018) Agnès Varda

 

Varda par Agnès – Publikumsgespräche 2 (2018) Agnès Varda

 

Varda arbeitete bis kurz vor ihrem Tod als Regisseurin. 2019 lief ihr Dokumentarfilm Varda par Agnès außer Konkurrenz im Wettbewerb der Berlinale, wo Varda auch mit dem Ehrenpreis, der Berlinale Kamera, ausgezeichnet wurde. Bereits 2017 hatte sie den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk erhalten. Agnès Varda starb im März 2019 im Alter von 90 Jahren in Paris.

 

Visages Villages (2017) Agnès Varda – Trailer

 

Im Film macht sich die Filmemacherin Agnès Varda gemeinsam mit dem Fotografen und Streetart-Künstler JR in einem Fotomobil auf eine Reise durch das ländliche Frankreich. Sie besuchen die unterschiedlichsten Menschen und entdecken ihre Geschichten, die sie in überlebensgroßen Porträts an Fassaden, Zügen und Containern verewigen.

„Indem wir die Porträts vergrößern, machen wir kleine Momente groß, und zwar im Leben von Leuten, die nicht im Scheinwerferlicht stehen.“

 

Cléo de 5 à 7 (1962) Agnès Varda – Ausschnitt

 

Ab 1958 dreht Agnès Varda unaufhörlich, in Eigenproduktion und im Auftrag für andere Firmen, Dokumentarfilme, Kurz- und Spielfilme, Portraits und Hommagen (insbesondere über ihren Mann, Jacques Demy). Als Erfinderin der „cinécriture“, des filmischen Schreibens in Abhängigkeit von Begegnungen, Zufällen, Wünschen, Bedürfnissen und möglichen Exkursen, kreiert Varda einen Stil, der sich zwischen dokumentarischem Realismus und poetischer Fiktion bewegt. Sie richtet einen direkten und aufmerksamen Blick auf die Dinge und die Menschen, die sie umgeben, auf das Leben, das für sie eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration bedeutet (die Krankheit in „Cleo – Mittwoch zwischen 5 und 7”, die Schwangerschaft in „L’Opéra-Mouffe”, der Ehebruch in „Das Glück”, die Liebesbeziehungen in „Die Geschöpfe”, die Stellung der Frau in „Die Eine singt, die Andere nicht”, die Parallelwirtschaft in „Die Sammler und die Sammlerin”, etc.)

 

Agnès Varda – Porträt in 7 Minuten

 

 

Filmbeispiele von Agnès Varda

Salut les cubains (1963) Agnès Varda

 

Black Panthers (1968) Agnès Varda

 

Ihr Werk umfasst insgesamt über 30 Filme, die frei, subjektiv, poetisch, sensibel und aufmerksam die alltäglichen Dinge des Lebens zum Thema machen. Es ist das Werk einer Sammlerin, einer Vagabundin.

 

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Chris Marker

„Chris Marker wollte nicht repräsentieren und daher auch nicht fotografiert werden.“ Dies sagte Agnès Varda auf den „Rencontres photographiques d’Arles“ im Sommer 2011 über den ihr sehr vertrauten Künstler.

 

Agnès Varda zu Besuch im Atelier von Chris Marker

 

Kurz nach dem zweiten Weltkrieg nahm der ehemalige Philosophiestudent Christian-François Bouche-Villeneuve das amerikanisch klingende Pseudonym Chris Marker an. Als Anhänger der Nouvelle Vague ließ er sich dabei sicherlich von deren Vorliebe für das amerikanische Kino leiten. Mit seinem Freund Alain Resnais drehte er den Film Les statues meurent aussi (1953), der sich gegen die im Westen übliche Verachtung der „Negerkunst“ wandte. Auf eigenständige Weise nahmen Resnais und Marker Einfluss auf ihre Zeit, über den Umkreis der Intellektuellen- und Künstlerkreise von Saint-Germain-des-Prés hinaus und das Umfeld der Freunde von der Zeitschrift „Cahiers du cinéma“ hinaus. So wusste Marker als Herausgeber einer Reisebuchreihe („Petite Planète“, Verlag Le Seuil), dass sich die Veränderung der Welt nur durch konsequentes Überdenken von Form und Filmsprache sowie durch eine Erneuerung der Erzählweisen adäquat ausdrücken lässt.

 

Chris Marker par Agnès Varda

 

Wer war Chris Marker … in Blow Up / Arte (2013)

Auf arte …
Chris Marker: Reisender in Zeit und Raum
Die Vor- und Abspanne von Chris Marker

Youtube

La Jetée wird 50 / Arte

 

Sein berühmtester Film, Am Rande des Rollfelds (1963), ist auch Science-Fiction: symptomatisch für den Künstler, der formale, räumliche oder zeitliche Grenzen überwinden will. Der Protagonist des Films wird Opfer grausamer wissenschaftlicher Experimente, die ihn in die Vergangenheit und in die Zukunft blicken lassen. Mit Ausnahme eines durch seine Kürze (1 Sekunde!) und Einmaligkeit besonders eindrucksvollen bewegten Bildes (eine schlafende Frau schlägt plötzlich die Augen auf und schaut den Betrachter fragend an) wird die Geschichte durchweg in Standbildern erzählt. In diesem vom Autor selbst „Fotoroman“ genannten Werk wird ständig ein Spiel mit den Sehgewohnheiten des Zuschauers getrieben. Die Kommentarstimme des Erzählers Jean Négroni und die Musik von Trevor Duncan verstärken die mitreißende Wirkung des Streifens.

 

La Jetée (1963) Chris Marker

 

Am Rande des Rollfelds hat nicht nur seine Zeit geprägt, sondern auch den Regisseur Terry Gilliam zu seinem Film 12 Monkeys (1995) angeregt. Darin bedient sich Gilliam verfremdender Stilmittel, um sich mit der Reise ins Innere und den Narben der Zeit auseinanderzusetzen. Gleichzeitig beschäftigt er sich auf einer allgemeineren Ebene mit Wahrnehmungsfragen, mit der Subjektivität des Gedächtnisses und mit dem nahem Beieinander von Verrücktheit und Normalität. Diese Themen bilden auch den Kern von Markers Werken und stehen für dessen politischen Ansatz. Auf dieser Grundlage wollte Marker von den 1950er Jahren an die Entwicklung der Welt dokumentieren (Beispiele: Dimanche à Pékin (1956), Lettre de Sibérie (1958) und ¡Cuba Sí! (1961).

 

Chris Marker Documentary

 

In all seinen Filmen ist das Publikum nicht nur Zeuge des Geschehens, sondern soll sich – vermittelt durch Markers Blick – Gedanken über seine eigene Betrachtungsweise machen und die passive Zuschauerhaltung überwinden. Dasselbe gilt für Le fond de l’air est rouge (1977), einen dreistündigen Film über die Geschichte der revolutionären Utopien. Sans soleil – Unsichtbare Sonne (1983) bewegt sich in anderen Breitengraden (von Japan über Kap Verde bis nach Guinea-Bissau), um uns mit unserer eigenen, westlichen, Lebensweise zu konfrontieren.

 

Sans Soleil (1983) Chris Marker

 

Sans Soleil – Unsichtbare Sonne (deutsch: Ohne Sonne) ist ein französischer Essayfilm aus dem Jahr 1983 von Chris Marker. Der Titel bezieht sich auf den gleichnamigen Liederzyklus von Modest Mussorgski. Sans Soleil ist eine Meditation über die Natur menschlicher Erinnerung.

Bei dem Film handelt es sich um eine reiche Vermischung von Gedanken, Bildern und Szenen vor allem aus Japan und Guinea-Bissau. Andere Szenen wurden in Paris und San Francisco gedreht. Eine Erzählerin liest fiktive Briefe des erfundenen Kameramannes Sandor Krasna, der darin auch seine Erlebnisse auf Reisen beschreibt. Der Wechsel von Themen und Orten ist frei fließend. Im Film wird über die Schönheiten der Natur referiert und sie gezeigt, gleichzeitig auch ihre Bedrohung durch die Zivilisation beleuchtet.

Jochen Brunow bezeichnete den Film im Metzler Filmlexikon als einen „Film von großer Dichte und Komplexität, kein(en) klassische(n) Essayfilm. (…) Reisebeschreibungen, in Briefform geäußerte Gedanken, Gedichte, Anekdoten, thematische Reflexionen über Bilder und das Kino wechseln kunstvoll miteinander ab. Sans soleil setzt auf die analytische Kraft der Bilder, auf die Errettung der äußeren Wirklichkeit. Der Film schafft dies, indem er die große Bilderflut, die numerische Vervielfachung der existierenden Bilder und die Zersetzung ihrer Abbildfunktion durch die elektronische Bearbeitung im Computer, in den Körper des Films selbst hineinholt.“

In Sans soleil (1983) untersucht Regisseur Chris Marker die Begriffe Wirklichkeit, Beständigkeit und Vergessen in einem Prozess der Selbstfindung. Der meditative Film über die Natur menschlicher Erinnerung wird durch das selbstkritische Kommentieren von Lebensepisoden einer mit dem Regisseur identischen, fiktiven Figur in einer „eigentümlichen Schwebe zwischen Vergangenheit und Gegenwart gehalten“.

Chris Marker starb am 29. Juli 2012 in Paris.

Vita:
wikipedia.org/Chris_Marker

Chris Markers Youtube-Channel …
creative.arte.tv/de/Kosinki
youtube