ID Neuwerk

Design Education Research

Literatur


Projekt-Literatur im Semesterapparat

 

Partizipation, Selbstverwaltung, Empowerment

1
 Albtraum Partizipation
 Markus Miessen – 2012 [21]

2
 Illusion Partizipation – Zukunft Partizipation
 (Wie) Macht Kulturelle Bildung unsere Gesellschaft jugendgerechter?
 Tom Braun – 2017 [1]

3
 Die Welt reparieren
 Open Source und Selbermachen als postkapitalistische Praxis
 Andrea Baier – 2016 [4+pdf]

4
 Stadt selber machen: Ein Handbuch
 Laura Bruns – 2014 [*]

5
 Stille Straße 10 + Assemble
 Jesko Fezer, u.a. – 2015 [8]

6
 Selfmade City – Berlin
 Stadtgestaltung und Wohnprojekte in Eigeninitiative
 Kristien Ring – 2013 [19]

7
 Die anderen Städte / Bd. 2 / Zivile Kultur
 Elisabeth Kremer – 2005 [25]

8
 Hier entsteht – Strategien partizipativer Architektur und räumlicher Aneignung
 Jesko Fezer (Hrsg), u.a. – 2004 [26]

9
 Raumunternehmen – Wie Nutzer selbst Räume entwickeln
 Lisa Buttenberg; Klaus Overmeyer; Guido Spars (Hg.) – 2014 [13]

10 
 Assemble: Wie wir bauen 
 Angelika Fitz u.a. – 2017 [*]

 

Interventionen, Inszenierungen, temporäre Aneignungen

1
 Urban forest – Kooperatives Labor Studierender + Atelier Bow-Wow
 Jesko Fezer, u.a. – 2015 [7]

2
 Räumliche Interventionen und urbane Strategien – künstlerisches Forschen und Intervenieren im Raum; eine Sammlung von Konzepten
 Christian Teckert – 2015 [9]

3
 Art City Lab – neue Räume für die Kunst
 Raumlabor Berlin – 2015 [10]

4
 Stadt als Bühne – szenische Eingriffe in einen Stadtkörper
 Ein Praxisbuch angewandter Wissenschaft
 Mark Riklin – 2010 [23]

5
 Die anderen Städte / Bd. 7 / Interventionen
 Internationale Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 – 2008 [29]

6
 Temporäre Räume – Konzepte zur Stadtnutzung
 Florian Haydn – 2006 [28]

7
 Dostoprimečatjel'nosti – Sehenswürdigkeiten
 Projekt des Studiengangs Kommunikationsdesign ... der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
 Axel Watzke – 2003 [32]

8
 Urban Catalyst, mit Zwischennutzungen Stadt entwickeln
 Philipp Oswalt; Klaus Overmeyer; Philipp Misselwitz – 2013 [18]

9
 Stadt der Commonisten – neue urbane Räume des Do it yourself
 Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner – 2013 [17+pdf]

10
 Schrumpfende Städte / Bd. 2, Handlungskonzepte
 Philipp Oswalt - 2005 [30]

11
 Hotel Neustadt
 Annegret Hahn – 2004 [31]

 

Methoden, Konzepte, Strategien …
allgemein und zur Stadtentwicklung

0.1
 Der Universal Reiseführer – Ein zuverlässiger Begleiter für alle, 
 die Probleme lösen und Ziele erreichen wollen
 Don Koberg, Jim Bagnall – 1976 [*]

0.2 
 Eine Muster-Sprache: Städte, Gebäude, Konstruktion 
 Christopher Alexander – 1974/2011 [22] 

1
 Stadt als System
 Trends und Herausforderungen für die Zukunft urbaner Räume
 Klaus Burmeister – 2016 [2]

2
 Making Heimat
 Germany, arrival country
 Mostra Internazionale di Architettura la Biennale di Venezia
 Peter Cachola Schmal u.a. – 2016 [3]

3
 Make_Shift City
 Die Neuverhandlung des Urbanen
 Francesca Ferguson, u.a. – 2014 [*]

4
 Urban living
 Strategien für das zukünftige Wohnen
 Kristien Ring – 2015 [11]

5
 Nachdenken über Städtebau
 Bausteine für eine Interpretation im 21. Jahrhundert
 Aljoscha Hofmann – 2013 [14]

6
 Doing urban space
 Ganzheitliches Wohnen zwischen Raumbildung und Menschwerdung
 Sandra Maria Geschke – 2013 [15]

7
 Gebaute Welt – gelebter Raum
 Vom möglichen Nutzen einer phänomenologischen Raumtheorie für die städtebauliche Praxis
 Saskia Hebert – 2012 [20]

8
 urbanRESET
 Freilegen immanenter Potenziale städtischer Räume
 Angelus Eisinger, Jörg Seifert – 2012 [*]

9 
 SPEKULATIONEN TRANSFORMATIONEN
 Überlegungen zur Zukunft von Deutschlands Städten und Regionen.
 Matthias Böttger, Stefan Carsten, Ludwig Engel – 2016 [5]


Theorien und Essays zu Urbanität, Geschichte(n) der Stadtplanung u. a. 

1
 Wir sind die Stadt!
 Urbanes Leben in der Digitalmoderne
 Hanno Rauterberg, 2013 [*]

2
 10 Stories of Collective Housing
 Javier Mozas u.a. 2013 [*]

3
 The Dialogic City – Berlin wird Berlin
 Arno Brandlhuber u.a., 2015 [6]

4
 IN TRANSIT – Urban Development and Placemaking [pdf]

5
 In der Zukunft leben
 Die Prägung der Stadt durch den Nachkriegsstädtebau [24]

6
 Halle-Neustadt Führer
 Daniel Herrmann / Markus Bader – 2006 [27]

7
 50 Jahre Streitfall Halle-Neustadt
 Idee und Experiment, Lebensort und Provokation
 Peer Pasternack – 2014 [12]

8
 Civitas – die Großstadt und die Kultur des Unterschieds
 Richard Sennett – 1991 [33]

9 
 Die Kinder fressen ihre Revolution – Wohnen, Planen, Bauen, Grünen
 Lucius Burckhardt – 1985 [34] 

10
 FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2017/18 – Themenschwerpunkt Stadt
 Hrsg.: Harald Welzer, Saskia Hebert, Dana Giesecke – 2017 [*]
11
 Together! Die Neue Architektur der Gemeinschaft 
 Hrsg. Mateo Kries, Andreas Ruby, Ilka Ruby – 2017 [*]

 





Partizipation, Selbstverwaltung, Empowerment

 

 

Albtraum Partizipation
Markus Miessen – 2012

Seit etwa zehn Jahren kann man einen stetig steigenden übermäßigen Gebrauch des Begriffs „Partizipation“ beobachten. In dem Maße, in dem sich jeder zu einem „Teilnehmer“, einem „Partizipanten“ wandelte, nahm die meist unkritische, naive und romantische Verwendung des Begriffs streckenweise beängstigende Ausmaße an. Versehen mit einem oft nostalgischen Flair von Schutzwürdigkeit, Scheinsolidarität und politischer Korrektheit, hat sich die „Partizipation“ insbesondere in der Politik zur Standardausrede entwickelt, wenn es darum ging, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Der hier vorgelegte dritte Teil einer „Trilogie der Partizipation“ versucht die Rolle des „interesselosen Außenseiters“, eines „ungefragten Teilnehmers“ stark zu machen, der, unbehindert von bestehenden Regelvorgaben, einzig mit seinem kreativen Intellekt und dem Willen zur Veränderung ausgerüstet auf den Plan tritt.

 

 

Illusion Partizipation – Zukunft Partizipation
(Wie) Macht Kulturelle Bildung unsere Gesellschaft jugendgerechter?
Tom Braun – 2017

Sind wir im Zeitalter der Partizipation angekommen? Aufwendige Beteiligungsprojekte, neue Formen der ePartizipation, Kinderbeiräte und Jugendparlamente scheinen das zu versprechen. Dieser Trend spiegelt sich auch im Kulturbereich wider: sogenannte „Expertinnen“ und „Experten des Alltags“ bespielen Bürgerbühnen, Laien kuratieren Ausstellungen. In der kulturellen Bildung gehört Partizipation von jeher zur „Grundausstattung“. Lösen diese Formen der Beteiligung die Forderung nach einer gerechten kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen tatsächlich ein? Wann laufen Beteiligungsformate Gefahr, Teilhabe und Mitbestimmung nur zu versprechen, während die wirklich wichtigen Entscheidungen hinter verschlossenen Türen getroffen werden?

Der vorliegende Band will einen Beitrag zu einer selbstkritischen Reflexion im Praxisfeld der kulturellen Bildung leisten und beleuchtet Partizipation als Grundlage von Teilhabe, Mit- und Selbstbestimmung. Welche Potenziale bietet die ästhetisch-kulturelle Praxis für mehr Partizipation junger Menschen in Politik und Gesellschaft? Welche Möglichkeiten liegen zwischen öffentlichen Entscheidungsprozessen und individuellen Strategien? Wie gelingt eine partizipative kulturelle Bildungspraxis, die Verschiedenheit als Normalität begreift? Wie verhalten sich Macht und Partizipation zueinander? Was verlangt Partizipation von den Akteurinnen und Akteuren in Bund, Ländern und Kommunen? Und was tun wir gegen Partizipation als Beteiligungsbluff?

 

 

Die Welt reparieren
Open Source und Selbermachen als postkapitalistische Praxis

Andrea Baier – 2016

Weltweit entstehen immer mehr Initiativen des Selbermachens, in denen eine Vielfalt von Anliegen und Problemen kollektiv bearbeitet werden. In diesen – jenseits von Markt und Staat angesiedelten – kollaborativen Zusammenhängen wird ein basisdemokratisch orientiertes Verständnis von Zusammenleben und Urbanität erprobt und zugleich nach ökologisch und sozial sinnvollen Lösungen für grundlegende Formen der Versorgung mit Nahrungsmitteln, Energie sowie für alle zugängliche Technik gesucht. Dabei entstehen faszinierende neue Formen des gemeinsamen Produzierens, Reparierens und Tauschens von Dingen, die die industrielle Logik des 20. Jahrhunderts herausfordern und sogar auf den Kopf stellen. Das Buch widmet sich der visionären Kraft dieser vielversprechenden innovativen Praxis und bietet zugleich eine gesellschaftliche Einordnung der neuen »Labore« gesellschaftlicher Transformation.

Auch als pdf zum download:
Die Welt reparieren.pdf

 

 

Stadt selber machen: Ein Handbuch
Laura Bruns – 2014

Egal, ob in Berlin, Barcelona, London oder Wien: Wer durch europäische Großstädte streift, kann immer öfter eigenständige Bespielungen des öffentlichen Raums durch die Bürger entdecken. Kleinste Flächen wie Baumscheiben, Nischen, Gehsteige, aber auch ganze Parks werden besetzt und kreativ gestaltet. Die Stadtbewohner machen sich ihre Stadt selbst! Alternative, authentische und lebendige Freiräume sind das Ergebnis, die die geplante Stadt ergänzen – oder auf den Kopf stellen. Die Projekte sind informell, selbstgebaut, provisorisch und schaffen neue soziale Räume. Sie intervenieren temporär oder langfristig und nutzen die vor Ort vorgefundenen Ressourcen. Dieses Handbuch möchte dazu inspirieren, selbst Eingriffe ins Stadtbild zu wagen, um so den urbanen Lebensraum mitzugestalten. Anhand von Praxisbeispielen aus Berlin, Hamburg und Zürich gibt es in fünf Kapiteln wertvolle Tipps und Hinweise zu Themen wie der Ideenfindung, Ortssuche, zur rechtlichen Situation, zu Materialbeschaffung oder Finanzen – ein unentbehrlicher Ratgeber und ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, Stadt selber zu machen.

 

 

Stille Straße 10 + Assemble
Jesko Fezer, u.a. – 2015

In der Stillen Straße 10 im Berliner Bezirk Pankow führen Senior*innen selbstverwaltet und in Eigeninitiative eine Begegnungsstätte für Jung und Alt. Nachdem 2012 die Schließung und der Verkauf drohten, besetzten die Mitglieder 112 Tage lang das Haus. Bis heute ist die Zukunft des Ortes ungesichert. Das Londoner Architekturkollektiv Assemble hat sich mit den Senior*innen über Gemeinschaftsbildung, bürgerschaftliches Engagement und Wohnen im Alter ausgetauscht und entwirft für Wohnungsfrage ein Wohnkonzept, in dessen Zentrum ein Raum gemeinsamer Aktivitäten steht.

 

 

Selfmade City – Berlin
Stadtgestaltung und Wohnprojekte in Eigeninitiative
Kristien Ring – 2013

Berlin gilt als Stadt der Raumpioniere, als Ort selbstinitiierter Raumaneignung. Nischen und Lücken werden besetzt, vergessene Orte und Bestandsbauten neu bespielt. Durch selbstbestimmtes räumliches Gestalten, Bauen, Wohnen und Arbeiten – sei es in Form von Baugruppen, Genossenschaften, Co-Working-Spaces oder anderen Projektformen – ist in Berlin innerhalb der letzten zehn Jahre eine architektonische Vielfalt und Qualität entstanden wie in kaum einer anderen europäischen Stadt. SELFMADE CITY nimmt diese Entwicklung zum Anlass für eine Bestandsaufnahme von mehr als 120 Projekten, ein qualitatives Resümee und eine Präsentation von 50 „Best-Practice“-Beispielen.

Welche Beiträge leisten private Initiativen bereits in der Stadtentwicklung beziehungsweise könnten sie zukünftig leisten? Wodurch generieren SELFMADE-Projekte welchen Mehrwert? Und was bedeuten sie für die urbane Qualität Berlins?

 

 

Die anderen Städte / Bd. 2 / Zivile Kultur
Elisabeth Kremer – 2005

Das zivile Engagement hat Tradition in Deutschland, sei es im Westen, wo Bürgerinitiativen vor allem in den 70er und 80er Jahren fast zum alltäglichen Straßenbild gehörten, oder im Ostdeutschland der Wendezeit, als „Runde Tische“ die kulturelle und politische Landschaft prägten. Gründeten diese Mitwirkungsmodelle seinerzeit auf privaten Aktivitäten, so kommt der Impuls zur Beteiligung in der Sozialpolitik wie auch in der Stadtplanung nun von staatlicher Seite. Auch die IBA Stadtumbau 2010 lebt angesichts leerer öffentlicher Kassen und wachsender sozi-aler Probleme vom Gemeinsinn und von der aktiven Mitgestaltung der Bürgerinnen und Bürger – gefordert ist ein liberaler und offener Diskurs über die Qualität städtischen Lebens.

Band 2 der IBA-Reihe reflektiert diesen Wandel: Wie hat sich bürgerschaftliches Engagement in den politischen Diskussionen, den Planungen und der städtischen Alltagskultur in den letzten Jahren gewandelt? Vorgestellt wer-den neue Strategien der Kooperation, mit denen Kommunen, Entwerfer und Verwaltung den großen Herausforderungen begegnen, die der Schrumpfungsprozess der Städte an uns alle stellt.

 


Hier entsteht – Strategien partizipativer Architektur und räumlicher Aneignung
Jesko Fezer (Hrsg), u.a. – 2004

 

Weltweit entstehen Metropolen jenseits von Planbarkeit und Kontrolle und stellen so die regulierte Form der ›Europäischen Stadt‹ sowie die Effektivität herkömmlicher Planungsinstrumente in Frage. Die an Wohlfahrtsstaatlichkeit gekoppelten sozialen und gesellschaftspolitischen Anliegen architektonischer Gestaltung sind in diesem Kontext neu zu formulieren. Vor allem die vielfältigen Strategien von Selbstorganisation und partizipativer Architektur können auf externe Dynamiken reagieren und mit der Unvorhersehbarkeit urbaner Prozesse umgehen. Gleichzeitig ermöglichen sie es, die soziale Funktion von Raum und die gesellschaftliche Bedeutung von Architektur einzubeziehen. Eine erweiterte Mitbestimmung könnte so die Gestaltung des gebauten Raumes demokratisieren und neue Bezüge zur widersprüchlichen Alltagswirklichkeit unserer Städte herstellen.

HIER ENTSTEHT präsentiert Theorien und Bauten der Selbstermächtigung und NutzerInnenbeteiligung. Anhand von Interviews, kommentierenden Materialien und einer Übersicht partizipativer Architektur der Sechziger- bis Achtzigerjahre zeigt das Buch Perspektiven für eine andere Planung und Praxis auf. Der Blick richtet sich auf informelle Siedlungsformen in den Metropolen des Südens, zurück in die politisch-architektonische Geschichte selbstbestimmten Wohnens und auf aktuelle Praktiken sich Raum anzueignen. Zudem werden computergestützte Gestaltungs- und Produktionstechniken auf ihr Potential befragt, neue Partizipationsformen an Architektur und Planung zu erschließen.

 

 

Raumunternehmen – Wie Nutzer selbst Räume entwickeln
Lisa Buttenberg; Klaus Overmeyer; Guido Spars (Hg.) – 2014

Mit den Raumunternehmen tritt ein neuer Typus von Stadt- und Landaktivisten auf den Plan: selbstbestimmte Raum- und Projektentwickler, die sich aufgelassene Orte schrittweise aneignen, besondere Nutzungsmischungen und Netzwerke bilden und über kluge Finanzierungsstrategien eine langfristige Perspektive aufbauen. Raumunternehmen schaffen Testfelder für die drängenden Themen der kommenden Stadt. Es geht um neue Modelle von Teilhabe und Gemeinschaft, die Kooperation zwischen Bürgergesellschaft und Staat, um Re-Lokalisierung und nachhaltiges Wirtschaften. Das Buch stellt in sechs Fallstudien aus der Praxis Raumstrategien, Entwicklungspfade und alternative Wertschöpfungskonzepte von Raumunternehmen vor und bettet die Erkenntnisse in den aktuellen Diskurs über nutzergetragene Stadtentwicklung ein.

 

 

Assemble: Wie wir bauen
Angelika Fitz u.a. – 2017 

Das Londoner Kollektiv Assemble entwickelt seit 2010 Projekte an der Schnittstelle von Architektur, Design und Kunst. Den derzeit 18 jungen Mitgliedern geht es um Veränderung bestehender sozialer, ökonomischer und politischer Verhältnisse durch gemeinschaftliches Handeln. Ihre Projekte, die durchweg die Öffentlichkeit als Nutzer und Kollaborationspartner aktiv miteinbeziehen, sind Prototypen dafür, wie eine Gesellschaft anders bauen könnte. So steht ihr Name für eine Rekonfiguration vorhandener Mittel im Rahmen einer möglichst gleichberechtigten Beteiligung verschiedener Akteure. Im Jahr 2015 wurde Assemble völlig überraschend mit dem Turner Prize ausgezeichnet, Europas renommiertestem Kunstpreis, der damit erstmals überhaupt an Architekten und an ein Kollektiv ging.

Zu einer Ausstellung im Az W erscheint nun die erste Monografie zum Werk von Assemble. Anhand von zehn ausgewählten Projekten demonstriert das Buch die ganze Bandbreite der Arbeit dieses aussergewöhnlichen Kollektivs, von realisierten Bauten über Möbelentwürfe bis hin zu urbanistischen Interventionen.

 

 





Interventionen,
Inszenierungen,
temporäre Aneignungen

 

 

Urban forest – Kooperatives Labor Studierender + Atelier Bow-Wow 
Jesko Fezer, u.a. – 2015

Kann Architektur das Teilen von Räumen und Wissen ermöglichen? Im Rahmen von Wohnungsfrage entwickeln das Kooperative Labor Studierender (Kolabs) und das Tokioter Architekturbüro Atelier Bow-Wow das Wohnprojekt „urban forest“ für Menschen im Bildungsprozess. Größen, Formen und Eigenschaften von privaten, gemeinsamen und öffentlichen Räumen werden dabei in einem Spannungsfeld von Aktivismus und Gemeinschaftsbildung verhandelt.

 

 

Räumliche Interventionen und urbane Strategien – künstlerisches Forschen und Intervenieren im Raum; eine Sammlung von Konzepten
Christian Teckert – 2015

Die in dieser Publikation versammelten Projekte geben einen Einblick in die Arbeitsweisen und Themenfelder des Schwerpunkts „Research based Spatial Intervention“ im Rahmen des MA Spatial Strategies/ Raumstrategien:
Die ausgewählten Thesis Projekte stellen eine Sammlung von Konzepten dar, die sich in strategischer Form den aktuellen sozialen, kulturellen und ökologischen Fragen des Urbanen annähern. Die Projekte verfolgen allesamt die Agenda einer gemeinschaftlichen Idee von Stadt und entwerfen Instrumente, mit denen sich Bürgerinnen und Bürger sowie verschiedene Interessengruppen an den Prozessen der Planung des öffentlichen Raumes beteiligen können. Formgebung und Gestaltung ist dabei immer nur ein Teilaspekt der Raumstrategien, deren vorrangiges Ziel die Produktion von performativen Plattformen für (Teil-)Öffentlichkeiten ist. Die entscheidende Kompetenz der Raumstrategien ist es hier, wissenschaftliche, künstlerische und soziale Aspekte zu verweben und daraus zeitgemäße räumliche Netzwerke in Reaktion auf die existierenden Strukturen der Stadt zu etablieren.

 

 

Art City Lab –neue Räume für die Kunst
Raumlabor Berlin – 2015

Künstlerische Produktion hat in Urbanisierungsprozessen schon immer eine bedeutende Rolle gespielt. In Art City Lab wird dies am Beispiel von Berlin veranschaulicht. Bot die Stadt nach dem Mauerfall Künstlerinnen und Künstlern noch vielfältige Möglichkeiten, sich leer stehende Räume bedarfsgerecht und kreativ anzueignen, so werden sie seit gut einem Jahrzehnt zunehmend aus ihren Wohnungen und Ateliers im innerstädtischen Bereich verdrängt.

Art City Lab untersucht und dokumentiert alternative architektonische und organisatorische Ansätze zur Schaffung von neuen, erschwinglichen Atelierräumen. Dazu werden eine Reihe von Fertigbausystemen sowie ihre Kombinierbarkeit und Anpassungsfähigkeit analysiert und die Ergebnisse in prototypischen Entwürfen illustriert.

 

 

Stadt als Bühne – szenische Eingriffe in einen Stadtkörper
Ein Praxisbuch angewandter Wissenschaft
Mark Riklin – 2010

Strassen, Plätze, Kneipen und weitere Orte urbanen Lebens sind Bühnen des Alltags, auf denen unser Leben spielt. «Stadt als Bühne» ist der Versuch, einen dramaturgischen Blick auf diese Bühnen zu werfen. Unter der Regie von Mark Riklin und Selina Ingold haben über 500 Studierende der FHS St.Gallen (Fachbereich Soziale Arbeit) die Stadt Rorschach während vier Jahren (2005-2009) zur Bühne gemacht. In neun Variationen wurde das Thema «Identität einer Stadt» in Bilder und Szenen übersetzt. In einer «Stadt als Bühne» treten Stadtfiguren auf und ab, die mit einfachsten Mitteln Sinnlichkeit und Lebensqualität erhöhen und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern: vom Tagträumer über Herold und Glöckner bis zum Schatzsucher, der als positiver Detektiv nach schlummernden Schätzen fahndet.

Die Ergebnisse dieser partizipativen Stadtuntersuchung sind im Buch «Stadt als Bühne» versammelt. Auf 280 Seiten richtet «Stadt als Bühne» die Scheinwerfer auf Menschen, Bühnen und Kulissen; dokumentiert Entstehung und Verlauf der einzelnen Variationen; zeigt die einzelnen Stadtfiguren, welche die Bretter der Stadt betreten haben; und lässt vierzehn Autorinnen und Autoren aus verschiedensten Disziplinen über den Bühnenrand hinausdenken, vom 24-jährigen Sozialpädagogen in Ausbildung bis zum 81-jährigen SBB-Architekten im Ruhestand. «Stadt als Bühne» versteht sich als Beispiel angewandter Wissenschaft, das sich an Stadtentwickler, Dozierende und Öffentlichkeitshersteller ebenso richtet wie an Stadtrat und Bürgerschaft.

 

 

Die anderen Städte / Bd. 7 / Interventionen
Internationale Bauausstellung Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010 – 2008

Band 7 der Reihe „Die anderen Städte – IBA Stadtumbau 2010“ widmet sich Beispielen für ästhetisch-kulturelle Interventionen, die von künstlerischen Eingriffen in den Stadtraum über performative Ansätze und baulich-räumliche Maßnahmen bis hin zu Projekten reichen, die die Bewohner zur Aneignung des öffentlichen Raums anregen. Der Begriff Intervention steht hier für vielschichtige Möglichkeiten der Aufwertung, Aneignung und kulturellen Neucodierung öffentlicher Stadträume.

Darüber hinaus gibt der Band einen Überblick über die Transformationen, die sich in den 17 IBA-Städten vor dem Hintergrund der jeweiligen Stadtumbaustrategien ereignen, und lässt in Interviews Beteiligte mit ihren Erfahrungen zu Wort kommen.

 

 

Temporäre Räume – Konzepte zur Stadtnutzung
Florian Haydn – 2006

Die temporäre Nutzung ist das Gegenteil des Masterplans: Sie geht vom Kontext aus, vom aktuellen Zustand und nicht vom fernen Ziel. Sie versucht Bestehendes zu verwenden statt alles neu zu erfinden. Sie kümmert sich um die kurzen Zeiträume. In der aktuellen Diskussion um die Nutzung des öffentlichen Raums werden die Möglichkeiten dieses Raums durch temporäre Nutzungen sichtbar gemacht. Der Band vereint 11 Beiträge renommierter Einzelautoren, die sich aus theoretischer Perspektive mit dem Thema befassen. Im Hauptteil des Buches folgt eine umfangreiche Dokumentation beispielhafter Projekte von temporärer Nutzung aus ganz Europa und den USA.

 

 

Dostoprimečatjel’nosti – Sehenswürdigkeiten
Projekt des Studiengangs Kommunikationsdesign … der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Axel Watzke – 2003

Text zum Projekt hier weiterlesen …

 

 

Urban Catalyst, mit Zwischennutzungen Stadt entwickeln
Philipp Oswalt; Klaus Overmeyer; Philipp Misselwitz – 2013

Brachen und leerstehende Bauten werden in vielen Städten schnell zu besonders lebendigen Orten: Clubs und Bars, Start-up-Unternehmen und Kunstszene, Migrantenökonomien und informelle Märkte, Freizeitnutzungen und Nachtleben siedeln sich an diesen Orten an, die die Stadtplanung und der Immobilienmarkt zunächst nicht entwickeln können. Oft finden sich gerade hier innovative Kulturproduktion und vitale Öffentlichkeit. Das Forschungsteam Urban Catalyst hat sich mehrere Jahre lang diesen ungeplanten Phänomenen in fünf europäischen Ländern gewidmet und dabei nicht nur ihre versteckte Logik analysiert. Aufbauend auf eigener Beteiligung an mehreren Projekten beschreibt Urban Catalyst Wege, wie Prozesse des Informellen in den Städtebau Eingang finden können und was Stadtplaner von Zwischennutzern lernen können. Mit Gastbeiträgen von Azra Ak amija, Kees Christiaanse, Margaret Crawford, Jesko Fezer, Arnold Reijndorp, Saskia Sassen und anderen Autoren. Mit Projekten aus Amsterdam, Basel, Berlin, Halle, Leipzig, London, Rom, Wien, Zagreb und weiteren Städten.

 

 

Stadt der Commonisten – neue urbane Räume des Do it yourself
Andrea Baier, Christa Müller, Karin Werner – 2013

Es ist nicht mehr zu übersehen: Eine neue Generation von Do-it-yourself-Aktivisten nutzt die postfordistische Stadt als Labor für soziale, politische, ökologische und ästhetische Experimente. Ob im Gemeinschaftsgarten oder im FabLab, ob in Offenen Werkstätten oder bei Tausch-Events – überall hinterfragen die Protagonistinnen und Protagonisten das Verhältnis von Konsum und Produktion, problematisieren den Warencharakter der Dinge und des in ihnen eingeschlossenen Wissens.

Dieser anspruchsvolle Bildband kombiniert visuelle Streifzüge durch die neuen urbanen Räume des Selbermachens mit anregenden Zeitdiagnosen. Die Beiträge veranschaulichen: Die jungen Urbanen setzen nicht auf Opposition, sondern folgen dem Bedürfnis nach »echter Demokratie«, indem sie (Atmo-)Sphären des Teilens und Tauschens schaffen. Sie praktizieren kollaborativen Konsum und bespielen den öffentlichen Raum nach Commonisten-Art.

auch als pdf:
Stadt der Commonisten.pdf

 

 

Schrumpfende Städte / Bd. 2, Handlungskonzepte
Philipp Oswalt – 2005 

Im Umgang mit schrumpfenden Städten geraten klassische Stadtplanung und Städtebau an ihre Grenzen. Angesichts dieser neuen Herausforderung werden neue Wege beschritten, neben die hard tools baulicher Interventionen treten soft tools kultureller, sozialer, politischer und kommunikativer Interventionen. Das Buch gibt einen internationalen Überblick über experimentelle Handlungskonzepte für schrumpfende Städte aus den Bereichen Architektur, Landschaftsarchitektur, Städtebau, Medien, Performance und Kunst. Die Ansätze der Arbeiten reichen von künstlerischen Eingriffen und Self-Empowerment-Projekten über architektonische und landschaftliche Interventionen, Strategien medialer Kommunikation, Netzwerkbildung und des Stadtmarketings bis zu neuen Gesetzesregeln und utopischen Entwürfen. In einer Reihe von Essays werden die vorgestellten Projekte aus den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, Russland, Japan und anderen Ländern kritisch diskutiert, erfolgreiche wie gescheiterte Planungen und Projekte der letzten Jahrzehnte erörtert.

 

 

Hotel Neustadt
Annegret Hahn – 2004

Stadt als Spielraum für Theater – dieses Buch zeigt dazu exemplarisch Möglichkeiten auf, die sich dem Theater bieten, Visionen für STADT zu entwickeln. Dokumentiert werden die Ereignisse und Erfahrungen rund um das Experiment »Hotel Neustadt«, das urbanen Leerstand als kreativen Freiraum definiert und somit der Herausforderung STADT frontal begegnet.
Das Projekt entstand im Sommer 2003 durch Initiative des Thalia Theaters Halle. »Hotel Neustadt« war ein von Jugendlichen geplantes, eingerichtetes und geleitetes Hotel in einem leerstehenden Hochhaus im Zentrum von Halle-Neustadt. Darüber hinaus fand dort ein internationales Festival statt, das Bezug nahm auf das Hotel, auf den Plattenbau, auf Halle-Neustadt, auf den Leerstand… 18 Künstler- und Theatergruppen aus aller Welt waren für das Festival engagiert. In Zusammenarbeit mit dem Thalia Thater Halle fanden u. a. Stadtführungen, Theaterstücke mit Bewohnern, eine Fotoausstellung über Jugendliche im öffentlichen Raum und eine Video-DJ-Show mit Material aus Halle-Neustadt statt.

 

 

 





Methoden, Konzepte, Strategien …
allgemein und zur Stadtentwicklung

 

 

Der Universal Reiseführer – Ein zuverlässiger Begleiter für alle,
die Probleme lösen und Ziele erreichen wollen
Don Koberg, Jim Bagnall – 1976

der universal reiseführer von don koberg & jim bagnall ist meines erachtens der gelungenste, frechste beitrag zur entwurfs-methodik, in seiner breite, seiner frische und assoziativ-suggestiven art: durch solch ein öffnendes buch, solch einen trip lass ich mir entwerfen sehr gefallen. und du kannst einsteigen wo du willst, du wirst immer verführt alles grösser und weiter und postiver zu sehen.
(aus den kommentaren für lisa von nick roericht)

Den Universal-Reiseführer hier als pdf weiterlesen …

 

 

 

Eine Muster-Sprache – Städte, Gebäude, Konstruktion
Christopher Alexander u.a. – 1974/2011

„Alexanders A Pattern Language ist wahrscheinlich das bedeutendste und wichtigste Buch über Architektur und Planung, das im 20. Jahrhundert erschienen ist. Jede Bibliothek, jede Schule, jede Umweltschutzgruppe, jeder Architekt und jeder Student sollte ein Exemplar besitzen.” – Tony Ward, Architectural Design

Man kann dieses Buch verwenden, um ein Haus für sich und seine Familie zu planen; man kann es verwenden, um zusammen mit seinen Nachbarn die eigene Stadt und Umgebung zu verbessern. Und es bietet eine Einführung in die tatsächlichen Vorgänge des Bauens.

Christopher Alexander nimmt zu den Fragen des Bauens und der Architektur eine Sonderstellung ein, die gleichwohl die Problematik des Entwerfens aufrollt. Er geht von der Überzeugung aus, dass es eine selbstverständliche Fähigkeit gibt, zeitlose Dinge zu schaffen, dass diese Fähigkeit aber weithin – und vor allem bei den professionellen Gestaltern – verschüttet wurde. Er unternimmt in seinem Gesamtwerk den Versuch, dieses Vermögen wieder aufzuspüren.

Die Muster-Sprache (A Pattern Language) ist zunächst eine Planungshilfe. Die „Muster” sind Antworten auf Entwurfsprobleme. Wie hoch soll eine Fensterbrüstung sein? Wie viele Geschoße soll ein Gebäude haben? Wie viel Siedlungsfläche sollen Gras und Bäume einnehmen? Der Maßstab dieser Bausteine reicht von „ganzen Regionen” bis zur „schmalen Deckleiste”.

Die Muster-Sprache erinnert an ein Regelwerk und ist auch tatsächlich wie eine Check-Liste beim Entwerfen verwendbar. Die Muster sind nur die Ergebnisse der vorangehenden Argumente und Gedankengänge. Jedes Muster besteht aus einer Problemstellung, einer Erörterung des Problems mit einer Illustration und aus der Lösung. Das Verständnis dieser Gedankengänge ermöglicht es auch, für den konkreten Fall weitere – oder andere – Schlussfolgerungen zu ziehen.

Das Buch als pdf-Datei:
A Pattern Language

Texte, Fotos, Skizzen … als Blog:
A Pattern Language Blog

 

 

 

Stadt als System
Trends und Herausforderungen für die Zukunft urbaner Räume

Klaus Burmeister – 2016

Städte stecken voller Widersprüche. Sie sind inspirierend und ermüdend, innovativ und konservativ, integrierend und polarisierend. Sie sind Orte der Beschleunigung und des Wandels, können aber auch stagnieren und erstarren. Städte bestehen aus Stahl, Beton und Glas, aber viel mehr noch aus den Menschen, die in ihnen leben und deren Bedürfnisse das System Stadt bedienen muss.

Wie hängt das alles zusammen? »Stadt als System« nimmt zehn urbane Handlungsfelder unter die Lupe – von der digitalen Transformation über den städtischen Einzelhandel und die urbane Logistik bis hin zur Stadtpolitik und dem Wohnen in der Stadt von morgen – und untersucht Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Bereichen. Die Autoren fragen nach tiefgreifenden Veränderungen, Herausforderungen und Chancen – als pointierte Bestandsaufnahme und Einstieg in vertiefende Analysen.

 

 

Making Heimat
Germany, arrival country

Mostra Internazionale di Architettura la Biennale di Venezia
Peter Cachola Schmal u.a. – 2016

Die Flüchtlingssituation im Herbst 2015 war der Ausgangspunkt für die stark diskutierte Ausstellung Making Heimat. Germany, Arrival Country im Deutschen Pavillon auf der 15. Architekturbiennale 2016 in Venedig. Der Flüchtlingsbautenatlas erweitert die Betrachtungen über die deutschen Ankunftsstädte aus dem ersten Band. Welche Rolle spielen Architekten und Stadtplaner bei der Umsetzung von nachhaltigen Lösungen für die Unterbringung der Neuankömmlinge in Deutschland? Welche Bauprojekte können als Prototypen für bezahlbaren Wohnraum dienen? Anhand von etwa 55 Bauprojekten wird ein Blick in die Zukunft der deutschen Städte gewagt. Fotografien von Anja Weber und ausführliche Projektdarstellungen, die nach Besuchen vor Ort entstanden sind, gewähren Einblicke in den Alltag deutscher Flüchtlingsunterkünfte.

 

 

Make_Shift City
Die Neuverhandlung des Urbanen
Francesca Ferguson, u.a. – 2014

Öffentliche Sparpolitik und vor allem die wachsende Ressourcenknappheit in den europäischen Städten und Gemeinden haben weitreichende Folgen für den urbanen Raum. Wo ein Mangel an regulären Planungsprozessen herrscht, entstehen Lücken und offene Räume, die eine spontane und informelle urbane Gestaltung ermöglichen: ein Provisorium, ein vorläufiger oder sinnvoller Ersatz für etwas Anderes, für etwas – noch – Fehlendes.

Make_Shift City weitet den Begriff des Provisorischen auf urbane Gestaltungsstrategien aus. Dabei geht es um einen Zustand der Unsicherheit, um das Unbeständige, Unperfekte und Unbestimmte, gleichzeitig aber um den gestalterischen Akt der Verschiebung bzw. Neuinterpretation als eine Form von urbanem „Détournement“. Daraus resultiert nicht selten ein Prozess des urbanen Commonings – des Gemeinschaffens: die Neuverhandlung gemeinsamer Räume und Ressourcen. Dieser „Urbanismus der kleinen Taten“ ist Teil einer emanzipatorischen Praxis: ein Neudenken des städtischen Raums und seiner (gesellschaftlichen) Möglichkeiten.

 

 

Urban living
Strategien für das zukünftige Wohnen
Kristien Ring – 2015

Städte wie Berlin sind nicht nur aufgrund ihres zunehmenden Wachstums, sondern auch durch die sich ändernden Lebensweisen stadtplanerisch und architektonisch vor neue Herausforderungen gestellt. Urban Living versucht, sich mit zukünftigen Formen städtischen Wohnens auseinanderzusetzen und deren gestalterische und soziale Einflüsse zu berücksichtigen.

Auf welche Weise kann Wohnungsbau städtebauliche Strukturen stärken und durch Nachverdichtung neue Chancen geben? Wie können Monostrukturen aufgebrochen und Freiräume aufgewertet werden? Und wie kann Architektur neuen Formen des Zusammenlebens gerecht werden, sei es durch eine breitere soziale Mischung oder die Verschränkung von Wohnen und Arbeiten?

Vorgestellt werden überzeugende Konzepte, die zeigen, dass bezahlbarer Wohnraum auch hohe bauliche Qualitäten aufweisen kann. Beispielhafte Entwürfe und Lösungsansätze aus dem internationalen Urban Living Workshopverfahren, an dem mehr als 30 internationale Architekturbüros teilnahmen, bieten herausragende Beispiele für die Qualitäten eines zukünftigen Wohnungsbaus.

 

 

Nachdenken über Städtebau
Bausteine für eine Interpretation im 21. Jahrhundert
Aljoscha Hofmann – 2013

Stadtentwicklung heute steht angesichts einer Vielzahl von Einflüssen wie Globalisierung, Klimawandel und demografischem Wandel, der Knappheit fossiler Ressourcen und der Energiewende vor einer Vielzahl sozialer und ökologischer Herausforderungen. Diese können nur mithilfe von Konzepten bewältigt werden, die stadtplanerische, sozialwissenschaftliche und gestalterische Aspekte gleichermaßen integrieren. Im vorliegenden Buch gehen zwölf Experten der Frage nach, welchen Beitrag die in Deutschland noch relativ junge Disziplin Urban Design dazu leisten kann.

 

 

Doing urban space
Ganzheitliches Wohnen zwischen Raumbildung und Menschwerdung
Sandra Maria Geschke – 2013

Der Mensch ist die Summe seiner Räume: Welcher Zusammenhang besteht zwischen menschlichem Tätig-Sein und den daraus erwachsenen Räumen? Diese Relation zu verstehen ist Voraussetzung für das Schaffen und den Erhalt attraktiver Städte. Sandra Maria Geschke unterzieht jenes Verhältnis von Raumbildung und Menschwerdung einer transdisziplinären Betrachtung, überführt es in eine Topologie ganzheitlichen Wohnens und entschlüsselt es medienanalytisch über die Verknüpfung mit narrativen Figuren. Dabei zeigt sich, wie ein gelungenes „Doing (Urban) Space“ erfolgen kann: konfigurativ zwischen Verwurzeln und Beflügeln. Ein Buch für alle, die die Entfaltungsprozesse von Städten und Menschen verstehen und stärken möchten.

 

 

Gebaute Welt – gelebter Raum
Vom möglichen Nutzen einer phänomenologischen Raumtheorie für die städtebauliche Praxis
Saskia Hebert – 2012

Weltweit leben heute mehr Menschen in urbanisierten Regionen als je zuvor. Auf der lokalen Ebene stellt die GEBAUTE WELT all jene, die mit ihrer räumlichen Entwicklung befasst sind, vor differenzierte Herausforderungen, die mit herkömmlichen Methoden der Planung kaum lösbar erscheinen. Dieses Buch plädiert dafür, städtischen Raum als GELEBTEN RAUM wahrzunehmenund das Wohnen als Ausdruck eines existenziellen Zur-Welt-Seins in jeweils spezifischer räumlicher Situation anzuerkennen. Gelänge dies, so die These, könnten die Praktiker der Raumproduktion von den Erkenntnissen einer phänomenologischen Theorie der Räumlichkeit profitieren – und die in schwierigen, postindustriellen Transformationsprozessen befindlichen Städte vom natürlichen Engagement ihrer Bewohner.

 

 

urbanRESET
Freilegen immanenter Potenziale städtischer Räume
Angelus Eisinger, Jörg Seifert – 2012

In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist die Auseinandersetzung mit dem architektonischen Erbe des Industriezeitalters immer mehr zur planerischen Aufgabe geworden: Industriebauten und -areale, Infrastrukturanlagen und Wohngebiete haben sich im Zuge des Strukturwandels zu Leerstellen entwickelt, die aber – allein aufgrund ihrer Dimensionen – im Stadtraum nicht zu vernachlässigen sind. Innovative Neudeutungen solcher Relikte lassen sich aktuell europaweit beobachten – so etwa im Fall des Toni-Areals in Zürich oder der Île de Nantes. Dabei wird der Bestand in einer Weise aktualisiert, die weit über eine kritische Rekonstruktion oder eine Revitalisierung hinausgeht.

Die Publikation urbanRESET bringt prägnante Beispiele für diese eigenständige Kategorie urbanistischen Arbeitens aus ganz Europa zusammen: Detailliert in Plänen und Farbabbildungen dargestellte Projekte, Interviews mit Schlüsselakteuren und theoretische Reflexionen zeigen, wie die lokalen Umdeutungs- und Reaktivierungsprozesse nachhaltige Effekte auslösen. urbanRESET beleuchtet die gemeinsamen Grundlagen dieser Arbeiten und verdichtet sie zu methodischen Schlussfolgerungen für eine zukunftsweisende urbane Praxis.

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urbanRESET

 

 

SPEKULATIONEN TRANSFORMATIONEN
Überlegungen zur Zukunft von Deutschlands Städten und Regionen.
Matthias Böttger, Stefan Carsten, Ludwig Engel – 2016

Wie werden sich gesellschaftliche Verhältnisse auf die gebaute Umwelt in Deutschland auswirken? Unter welchen Voraussetzungen verändern sich Städte und Regionen? Die Publikation Spekulationen Transformationen widmet sich den räumlichen Transformationen die Deutschland bevorstehen, und spekuliert über ihre baukulturellen Konsequenzen: Wie lebt es sich in einer Stadt, in der mit Watt und nicht mehr mit Euro bezahlt wird? Was passiert, wenn Straßen nicht mehr von Autos benutzt werden? Wie lebt es sich in Maintropolis? Was sind die Konsequenzen, wenn Deutschland seine Wirtschaftskraft am Wohlbefinden seiner Bürger misst?

 

Vortrag von Ludwig Engel

 

Spekulationen Transformationen basiert auf dem Forschungsprojekt „Baukulturatlas Deutschland 2030/2050“, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 2011 beauftragt wurde. Im Vordergrund stand „in alternativen Zukünften zu denken“ (Markus Eltges vom BBSR). Das Buch begreift Baukultur primär als gelebte Umwelt und behandelt nur in zweiter Instanz die sichtbaren Oberflächen, die Architekturen, die Infrastrukturen. Es zeigt auf, was Auslöser und Treiber räumlicher Entwicklungen sein können und welche gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse zu einer spezifischen gebauten Umwelt führen. Dabei geht es immer um gegenwärtig denkbare Zukünfte, d.h. mögliche zukünftige Entwicklungsprozesse, die bereits in der Gegenwart angelegt sind, sich jedoch höchst unterschiedlich entwickeln könnten.

Für die Gestaltung von Städten und Regionen braucht es zeitliche, räumliche und methodische Perspektiven und Blickwinkel. Erst in ihrer Vielfalt und Kombination bilden sie die Komplexität von Städten und Regionen ab. Daran beteiligt sind lokale politische Entscheidungsträger, Planer und Architekten genauso wie die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie die Verwaltung und lokale Institutionen.

 

 





Theorien und Essays zu Urbanität,
Geschichte(n) der Stadtplanung

 

 

Wir sind die Stadt!
Urbanes Leben in der Digitalmoderne

Hanno Rauterberg, 2013

Die Stadt ist tot, es lebe die Stadt: Allen düsteren Prognosen zum Trotz wird der öffentliche Raum neu entdeckt. Mitten im Hyperindividualismus wächst die Sehnsucht nach kollektiver Erfahrung – und findet in der Stadt ihren Ort. Ein ungewohnter Gemeinschaftsgeist erobert Straßen und Plätze, neue Spielformen des Öffentlichen entstehen. Unter Schlagworten wie DIY-Urbanismus, Guerilla Gardening oder City Crowdsourcing kündigt sich nichts Geringeres als ein gesellschaftlicher Wandel an: Gegen die Ökonomie der selbstsüchtigen Herzen setzen viele der urbanistischen Bewegungen einen Pragmatismus der Anteilnahme und des Teilens. In seiner thesenreichen Analyse beleuchtet Hanno Rauterberg, warum gerade die Digitalmoderne eine neue, unvermutete Stadtkultur befördert.

 

 

10 Stories of Collective Housing
Javier Mozas u.a. 2013

This publication presents an in-depth study of collective housing through ten masterworks from the 20th century. For the first time, a+t research group has carried out a graphic architectural analysis, which includes 3D models of the buildings and highlights the most important contributions made by each of the works toward developing desirable housing. The publication recognises masters such as Ignazio Gardella, Michiel Brinkman, Ralph Erskine and Fumihiko Maki – individuals who have defended their personal visions of architecture – and includes such projects as Cité de la Muette, Casa Borsalino, Justus van Effen Complex, Byker Redevelopment and Le Centre Jeanne Hachette.

 

 

The Dialogic City – Berlin wird Berlin
Arno Brandlhuber u.a., 2015

Dieser 700 seitige Reader ist gegliedert durch Gegensatzpaare, zu denen sich die Autoren aus der Geschichte Berlins heraus argumentierend mit besonders dialogischen oder undialogischen Momenten beschäftigen: Zentren/Mitte, Stadt/Natur, Fiktion/Realität, Fremdbild/Eigenlogik, Gemeinschaft/Individualität, Teilhabe/Governance und Boden/Eigentum. Um diese Paarungen gruppieren sich detaillierte Betrachtungen und Interviews mit Berliner Akteuren.

 

 

IN TRANSIT – Urban Development and Placemaking

IN TRANSIT connected 15 citizens’ initiatives from Sweden, Norway, Finland, Denmark, Scotland, England, Ireland and the Netherlands that promote cooperative projects and user-led urban planning processes in their neighbourhoods, cities and villages. Through local long-term engagement, the selected initiatives are actively engaged in seeking qualitative and sustainable improvements to living conditions within their society. Their economic models do not prioritise financial return, but rather the realisation of their vision for more habitable towns and communities offering equal opportunity. Initiatives create infrastructure in shrinking villages, organise festivals, communal suppers and other events in public spaces. They encourage alternative ways of living in times of gentrification, design local food systems, facilitate access to unused spaces, and create places to meet, exchange and learn.

From May 2015 to April 2016 IN TRANSIT offered these initiatives and instigators a platform to network, share and learn at international level. The project facilitated peer-to-peer exchange of ideas and best practice, workshops and field trips. During 8 themed trips to each of the participating countries representatives of the selected citizens’ initiatives presented and discussed their organisational and financial models, their strategies and experiences and got the opportunity to visit and learn more about other local citizen-led organisations. Each trip explored a specific theme: social polarisation, access to space, social infrastructure, the learning city, alternative living and housing, civic ecosystems, centre/ periphery etc. polarisation, access to space, social infrastructure, the learning city, alternative living and housing, civic ecosystems, centre/ periphery etc.

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In der Zukunft leben
Die Prägung der Stadt durch den Nachkriegsstädtebau

Eine Ausstellung des Bundes Deutscher Architekten BDA, Deutsches Architektur Zentrum DAZ,  2009 / Kai Vöckler

Städte sind immer im Wandel begriffen, sie repräsentieren in ihren urbanen Strukturen unterschiedliche Zeitschichten. Der Katalog „IN DER ZUKUNFT LEBEN! Die Prägung der Stadt durch den Nachkriegsstädtebau“ porträtiert exemplarisch sechs Stadtsituationen, die charakteristisch für den Nachkriegsstädtebau in Ost und West sind, von deren ursprünglichen Planung bis heute.

Vorgestellt werden die Rheinstraße in Darmstadt und die Prager Straße in Dresden, die als innerstädtische Achsen die Stadtentwicklung prägen, die Großsiedlungsbauten in Halle-Neustadt und Bremen-Neue Vahr sowie Suhl im Thüringer Wald und Friedrichshafen am Bodensee als Beispiele für die Nachkriegsarchitektur in mittelgroßen Städten.

 

 

Halle-Neustadt Führer
Daniel Herrmann / Markus Bader – 2006

Ein Architekturführer für eine Stadt, die in Serienbauweise entstanden ist und mithin nur eine begrenzte Zahl unterschiedlicher Haustypen aufweisen kann. Der Mitteldeutsche Verlag hat das Unternehmen gewagt und das enge Format – stadtgeschichtliche Einleitung, Quartiersübersichtskarte, Pret-à- porter der Einzelhäuser – geweitet und eine Reihe von Kurzessays aufgenommen, die die Planstadt und ihre gegenwärtigen Probleme aus unterschiedlichem Blickwinkel betrachten: zum Beispiel als Modell für eine Musealisierung im Sinne des Stadtmarketings bzw. der DDR-Nostalgia oder als Modell für eine neue Art der Bewohnerbeteiligung im Schrumpfungsalltag.

In neun Touren führen die Autoren, zum Teil Neustädter seit Jahren, den Besucher kundig bis ins tiefste Dickicht spezifisch Neustädter Details: So wagen sie den Versuch, das undurchdringliche System der Blocknummerierung zu lichten, und auch der sich ausbreitenden Wildnis blicken sie tapfer ins Auge: „Wir finden hier auch selten gewordene, fast vergessene Gemüse wie die bis zu drei Meter hoch wachsende, attraktive Topinambur, auch Erdbirne genannt, mit essbaren Wurzelknollen sowie das Wurzelgemüse Pastinake. An einjährigen Kräutern gibt es unter anderem Borretsch“ (Rüdiger Gland, „Naturkunde in der Neustadt“).

Zu loben ist die graphisch ansprechende Gestaltung dieses Stadtführers; mit einfachen Strichzeichnungen werden architektonische Charakteristika der Neustadt ins Bild gesetzt. Zu vermissen ist eine Plandarstellung der einzelnen Wohnkomplexe, zumal die dem Führer beigegebene Übersichtskarte auf eine Abgrenzung verzichtet. Die inhaltlichen Überschneidungen der Rundgangtexte zu eliminieren, hat das Schlusslektorat versäumt. Und für den fachlich vorgebildeten Leser ist ihr persönliche Plauderton zu oberflächlich: Wenn beispielsweise das schwedische „Allbetonsystem“ erwähnt wird, mit dem der Bau von Punkthochhäusern in der Neustadt erst möglich wurde, bleibt eine Antwort auf die Frage, wie es zu diesem Technologietransfer kam, aus. Richard Paulick, Chefarchitekt der Neustadt, und Fritz Jaenecke, der besagte Bauweise Anfang der 50er Jahre in Malmö entwickelt hatte, waren Ende der 20er Jahre Kommilitonen bei Hans Poelzig an der TU Berlin-Charlottenburg – autobiographischen Verbindungen wie diesen hätte sich nachgehen lassen, im Sinne einer Würdigung der „Stadt der Chemiearbeiter“ als Manifestation eines internationalen städtebaulichen und architektonischen Programms.

Dennoch: Wer hätte nach 1990, als von den baulichen Hinterlassenschaften der DDR allenfalls der Berliner Stalinallee bleibender Wert zugesprochen wurde, erwartet, dass Halle-Neustadt 15 Jahre später „back on the map“ ist als national bedeutsames Monument der Moderne? Für solch neue Wertschätzung steht auch ein Buch wie dieses.

(Rezension aus StadtBauwelt 172 | 2006)

 

 

50 Jahre Streitfall Halle-Neustadt
Idee und Experiment, Lebensort und Provokation
Peer Pasternack – 2014

2014 jährt sich die Grundsteinlegung für Halle-Neustadt zum fünfzigsten Mal. 25 der bisherigen Jahre lagen in der DDR, weitere 25 im vereinigten Deutschland. Unumstritten war Halle-Neustadt von Beginn an nicht. Der industrielle Plattenbau brach gründlich mit der Vorstellung von der gewachsenen Stadt. Doch die Einwohner arrangierten sich. Halle-Neustadt war einst gebraucht worden für 90.000 Menschen, und es wird heute gebraucht für 45.000. Peer Pasternack und 46 weitere Autoren liefern kontroverse Ansichten zu dieser größten Stadt, die nach 1945 im Osten Deutschland errichtet worden ist.

 

 

Civitas – die Großstadt und die Kultur des Unterschieds
Richard Sennett – 1991

Mit Civitas schreibt Richard Sennett Stadtgeschichte als Kulturgeschichte: Sein Buch ist eine brillante Studie über die urbane Lebenswelt und ihre sozialen, architektonischen und existenziellen Formensprachen. Es handelt von der Funktion der Straßen und Plätze, von der Raum- und Zeiterfahrung, von Verhaltensstilen und Verständigungsmustern, von Innerlichkeit und Außenwahrnehmung in der Menge, unter Fremden. Zugleich ist es ein leidenschaftliches Plädoyer für die Vielfalt großstädtischer Kultur, die Unvertrautes erfahrbar macht.

 

 

Die Kinder fressen ihre Revolution – Wohnen, Planen, Bauen, Grünen
Lucius Burckhardt – 1985

Die Fragen, mit denen sich Burckhardt auseinandersetzt, charakterisiert er mit einem Begriff aus der Mathematik als „bösartige Probleme“. Bösartig sind die Probleme dann, wenn sie nicht nur technische, sondern zugleich moralische Beurteilungen erfordern. Der technisch unproblematische Bau einer Umgehungsstraße etwa wird zum bösartigen Problem durch die anstehende Entscheidung, ob Wiesen, Teile eines Waldes oder Wohnungen der Verbesserung des Automobilverkehrs geopfert werden sollten. Diese Entscheidung, sagt der Planer, sei eine politische Entscheidung. Der Politiker wiederum verweist bei seiner Entscheidung auf die Kompetenz des Planers, der die Umgehungsstraße als Plan vorgelegt hat. Gegen solche schizophrenen Problemaufteilungen und wechselseitigen Abweisungen der Verantwortung – Brock würde sagen: „Entschuldigungsstrategien“ – besteht Burckhardt auf der Verantwortlichkeit des Planers, Architekten, Designers für das, was er geplant und gestaltet hat. Folglichumfaßt bei Burckhardt der Bereich der Gestaltung auch die „unsichtbaren“ Beziehungen, in denen das gestaltete Objekt seine Funktion erhält. Damit sind wir bei der ersten der vier Thesen, mit denen uns der Herausgeber durch die 86 Aufsätze führt: „Design ist unsichtbar.“ Burckhardt führt zur Erläuterung mehrfach das Beispiel „Straßenecke“ an. Die übliche Einteilung der Straßenecke in Häuser, Straßen und Kioske hebt einzelne Objekte als Gestaltungsaufgaben hervor, um bessere Häuser, Straßen und Kioske zu bauen.

Unberücksichtigt bleibt dabei jedoch der „integrierte Komplex Straßenecke; denn der Kiosk lebt davon, daß mein Bus noch nicht kommt und ich eine Zeitung kaufe, und der Bus hält hier, weil mehrere Wege zusammenlaufen und die Umsteiger gleich Anschluß haben. Straßenecke ist nur die sichtbare Umschreibung des Phänomens, darüber hinaus enthält es Teile organisatorischer Systeme: Buslinien, Fahrpläne, Zeitschriftenverkauf, Ampelphasen … Auch diese Einteilung der Umwelt gibt einen designerischen Impuls. Aber dieser bezieht die unsichtbaren Teile des Systems ein. Erforderlich wäre vielleicht ein vereinfachtes Zahlungssystem für Zeitschriften, damit ich den Bus nicht verfehle, während ich die Münzen hervorklaube. Manche werden nun wieder ein neues Gerät vor sich sehen, einen elektronisch summenden Zeitschriftenautomaten, wir aber einen Eingriff in das System: vereinheitlichte, runde Zeitschriftenpreise, oder Zeitungs-Abonnementkarten auf Sicht – jedenfalls eine Regelung, die sich mit der Institution der Zeitschriftenverteilung befaßt“. Weitere Institutionen sind für Burckhardt die „Nacht“, der „Haushalt“, das „Krankenhaus“; die „Produktionsstätte“.

Mit der Berücksichtigung der Zeit setzt sich auch die vierte These auseinander, die von der Bedeutung der Stadtgestalt handelt und zeitgemäß „Mülltheorie der Kultur“ heißt. Die neueren Wahrnehmungstheorien haben ja deutlich gemacht, daß die einem Gegenstand zugeschriebene Bedeutung als Leistung des Interpreten aufzufassen ist. Bazon Brock hat darauf aufbauend seine These von der Geschichte als Werk der jeweils leistungsfähigen Avantgarde entwickelt, und auch Burckhardt geht von solchen Bedeutungszuweisungen aus.

Beton etwa, vor nicht langer Zeit noch die Visitenkarte guter Architektur, ist heute zum Symbol, für rücksichtslose Architektur geworden. Bekannt ist auch der interpretatorische Wandel, den die gotische Architektur durchgemacht hat, vom barbarischen zum technisch-konstruktiven Stil. Die Ab- und Aufwertung des Jugendstils ist gerade abgeschlossen, weitere Revivals werden folgen.

Mit anderen Worten: Der Müll – das, was durch das Raster eines bestimmten Wertesystems hindurchfällt – wird in einem anderen Wertesystem aufgefangen und zum schützenswerten Denkmal aufgewertet. Der vermeintlich objektive Ruhepunkt des Denkmals, der „ursprüngliche“ Zustand, existiert also nur im Kopf des Interpreten. Folglich kann das Objekt den Benutzern wieder zur Verfügung gestellt werden, zur Verfügung des kleinstmöglichen Eingriffes.

Auszüge aus Artikel von Siegfried Gronert / ZEIT 1986

 

 

FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2017/18 – Themenschwerpunkt Stadt
Hrsg.: Harald Welzer, Saskia Hebert, Dana Giesecke – 2017

Alternativlos? Gibt es nicht. Der dritte FUTURZWEI-Zukunftsalmanach, herausgegeben von Harald Welzer, Dana Giesecke und Saskia Hebert, erzählt in über 50 Geschichten von gelebten Gegenentwürfen zur Leitkultur des Wachstums und der Verschwendung. Erstmals bietet er dabei auch eine internationale Perspektive. Gemeinsam mit dem Goethe-Institut ist FUTUREPERFECT entwickelt worden, das in inzwischen 32 Ländern Geschichten des Gelingens sammelt, von denen die besten hier erzählt werden und die einmal mehr zeigen, was es heißt, seine Handlungsspielräume zu nutzen.

Der Themenschwerpunkt Stadt widmet sich aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen: Jenseits hierarchischer Stadtplanung und gegen Gentrifizierung, Verdrängung und Luxussanierung werden neue, kreative Formen der Urbanität und des Umgangs mit dem Lebensraum Stadt aufgezeigt. Hierbei geht es unter anderem um alternative Wohnprojekte, die gleichberechtigte und nachhaltige Nutzung des öffentlichen Raums und um dezentrale Energieversorgung.
Zudem bieten literarische Stadtgeschichten jede Menge Inspiration, um sich selbst das gute Leben nicht mehr aus der Hand nehmen zu lassen.

 

 

Together! Die Neue Architektur der Gemeinschaft
Hrsg. Mateo Kries, Andreas Ruby, Ilka Ruby – 2017

Wohnraum ist eine knappe Ressource – das wird in den letzten Jahren immer deutlicher. Die Immobilienpreise in den Metropolen steigen, klassische Konzepte des Wohnungsbaus können dem Bedarf nicht mehr gerecht werden. Diese Herausforderungen haben eine stille Revolution in der zeitgenössischen Architektur ausgelöst: das Bauen und Wohnen im Kollektiv. »Together! Die Neue Architektur der Gemeinschaft« ist die erste Ausstellung, die dieses Thema umfassend beleuchtet und räumlich erfahrbar macht. Anhand von Modellen, Filmen und Wohnungen im Maßstab 1:1 präsentiert sie eine Vielzahl von Beispielen aus Europa, Asien und den USA. Historische Vorläufer veranschaulichen zugleich die Geschichte der gemeinschaftlichen Architektur – von den Reformideen des 19. Jahrhunderts bis hin zur Hippie- und Hausbesetzerszene, die mit dem Slogan »Make love, not lofts« antrat.